Das Kind beim Namen nennen: Die Zerstörung menschlichen Lebensraums

Ausgetrocknete Erde ist zu sehen

Engin Akyurt / Unsplash


Just las ich es nochmal, in einer alten Ausgabe der Zeitschrift Gehirn & Geist. In dem Artikel befasst man sich mit dem immer wiederkehrenden Thema, warum Menschen, trotz all der bekannten Information, der wissenschaftlichen Fakten und Prognosen und trotz der brandaktuellen Ereignisse in Spanien, dissoziieren und sich irgendwie wegducken vor der Realität.

Wie psychologische Forschung zeigt, trägt nicht zuletzt eine verfehlte Kommunikation zu dieser paradoxen Situation. Menschen … sehen den Klimawandel – trotz all der verfügbaren Informationen darüber, welch gravierenden Auswirkungen er haben wird – nicht als dringendes Problem an und widmen sich stattdessen lieber anderen Themen. (Gehirn&Geist)

Das Gefühl habe ich leider auch und deshalb nenne ich das Kind ab sofort beim Namen. Und rede von der Zerstörung des menschlichen Lebensraums, statt mich des viel zu harmlosen Wortes „Klimawandel“ oder der „Klimakrise“ weiter zu bedienen.

Ich betone hier noch extra den menschlichen Aspekt, denn der Fakt, dass bereits jetzt tausende von Flora&Fauna-Arten vom Aussterben bedroht sind, nun, das weckt offensichtlich nicht das Interesse der meisten meiner Mitmenschen. Wohl aber empören sie sich über den kurzen Stau, den die Letzte Generation da anzettelt, und das mit einer Wut und Vehemenz, als ginge es um ihr Leben.

Und um das geht es auch, aber doch nicht ausgehend von dem / der festgeklebten Demonstrant*in, sondern ausgelöst durch Entscheidungen von Politiker*innen, tagtäglich und vor allem: von der Großindustrie, und das weltweit. Hier aber ist die Empörung klein, ganz im Gegenteil, diese werden hofiert und weiter mit Begeisterung gekauft. Hallo Cargill, hallo Nestlé, moin Rohstoffkonzerne-Verbrecher.

Eine Frau zeigt auf einem schwarz-weiß Bild ihre Mittelfinger

Back off, Großkonzerne!

Für mich ist das eine sehr abstrakte Art zu denken, ja mein Gehirn kann die Beweggründe dieser Menschen nicht nachvollziehen und was es gar nicht verarbeiten kann – die Letzte Generation soll eine kriminelle Vereinigung sein? Mit Razzien und allem drum&dran?

Ein Bündnis von Menschen, die sich etwas (!) radikalerer Methoden bedienen, um auf das Unausweichliche, was da auf uns zukommt, hinzuweisen – hier wird mit aller Wutbürgerei und Staatsgewalt buchstäblich zugeschlagen? Ich bin am Ende mit meinem Verständnis und am Ende mit den Menschen. Ich muss hier nicht die tausenden und abertausenden Studien aufzeigen, die zeigen, wie das menschliche Leben auf diesem Planeten in zwei, fünf oder zwanzig Jahren aussehen wird. Das machen große Medienhäuser und trotzdem ändert sich nichts.

The world will not be destroyed by those who do evil, but by those who watch them without doing anything.” Einstein

Ich tauche wieder ab in meine kleine Blog-Bubble, in der ich über natürliches Make-up oder nachhaltige Putzroutinen schreibe, denn die Welt da draußen, mit ihrer Ignoranz, ihrer Verantwortungsdiffusion und ihrer Dissonanz, die macht mich krank. So richtig krank. Der Zerstörung des menschlichen Lebensraumes kann ich nur entgegensetzen, in dem ich meine Terrasse zum Bienen- und Vogelparadies umbaue, in dem ich aktuell besonders viel an Naturschutz (Pardon, Lebensraumschutz)-Projekte spende und an die Letzte Generation.

Kriminell? Kriminell ist es zu tun, als ob uns das alles nichts angehen würde.

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