End of the World as we know it - Earth Overshoot Day 2019

Demonstranten einer Klima-Demo halten Schilder in die Höhe
 

Entweder besteht unsere menschliche Zivilisation fort – oder nicht. Es gibt kein Grau, wenn es um unser Überleben geht. Wir müssen den Ausstoß von Treibhausgasen stoppen. Und dafür müssen wir alle uns ändern. Ich kann es nicht verstehen, wenn Leute einerseits sagen, dass Klimawandel eine existenzielle Bedrohung ist – und dann andererseits einfach so weiterleben wie immer: fliegen, Fleisch essen, Autofahren. – Greta Thunberg,
DER SPIEGEL

Greta Thunberg ist ein Popstar und die Personifizierung des Kampfes gegen den Klimawandel. Eine zarte Person von gerade mal 1,53 Meter Körpergröße hat die Klimakatastrophe, auf die wir uns bereits seit vielen, vielen Jahren hinbewegen, auf die globale Agenda gebracht. Doch die politische Weltbühne zögert und zaudert nach wie vor, sind es doch Wirtschaftsinteressen, die das eigentliche Klima machen – das kapitalistische Klima: Kauft, Leute, kauft!

Konsumiert und lebt, als gäbe es kein Morgen! Wen schert schon unser Impact auf Umwelt und Klima? Jahr für Jahr verbrauchen wir die Ressourcen, die uns der Planet zur Verfügung stellt rasend schnell, so wie auch jetzt, in 2019 am Earth Overshoot Day. Es ist beschämend.

Stichwort Eigenverantwortung?

Aber es ist nicht die Politik, die mich wirklich wütend macht. Es sind die Menschen um mich herum. Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass die gut gebildeten, freundlichen und liebevollen Kollegen, Freunde und Familienangehörigen um mich herum so wahnsinnig ignorant sein können. Egal ob Familienvater, Single, Twen – die wenigsten Menschen in meinem Umfeld machen sich Gedanken über den von ihnen verursachten Anteil an der Umweltverschmutzung und der Klimaerwärmung. Sie fliegen in den Urlaub („Ich brauche halt Sonne.“), kaufen stur ihre konventionelle Ware („Bio ist mir zu teuer.“), holen sich ihr Mittagessen täglich in Einwegverpackung, um es dann im Büro zu essen („Da gibt es keine Sitzplätze.“). Sie sparen keine Energie, drucken jeden noch so unwichtigen Krempel am Drucker aus, trennen keinen Müll und so weiter und so fort. Es scheint mir, als wäre in ihrem Kopf eine wichtige Verbindung gekappt. Zwischen dem, was sie tagtäglich selber erleben, den erschreckenden Informationen, die auf sie einprasseln und dem, was sie da gerade selber tun, um die Spirale weiter abwärts drehen zu lassen. Finde nur ich das seltsam?

Eine Person hält ein Schild mit der Aufschrift "Planet over Profit" auf einer Demonstration in die Höhe

Verbote versus Vorleben

Sind wir nicht alle intelligent genug, um den Zusammenhang von unserem eigenen Handeln und dessen Wirkung auf Klima und Umwelt zu verstehen? Scheinbar nicht, wie auch ZEIT-Autor Jan Freitag feststellen musste und in einem Kommentar beschreibt, wie er schon fast kauzig seine eigene CO₂-Bilanz so klein wie möglich hielt und gleichzeitig versuchte, seine Freunde davon zu überzeugen, es ihm gleichzutun, und dabei nicht zu missionarisch aufzutreten (denn das wirkt so schrecklich anstrengend). Leider erfolglos. Sein Rückschluss: Sein ganzes Engagement nützt nichts, wenn die Menschen um ihn herum stumpfsinnig weitermachen wie bisher, solange wie es keine Verbote gibt. Vielleicht hat er damit ja doch recht.

In mir bleibt dennoch die Wut, dass Menschen erst gezwungen werden müssen, ihr schädigendes Verhalten anzupassen. Alleine die Antworten unter seinem Artikel lassen mich verzweifeln. Ich selbst trage doch mit jeder Kaufentscheidung die Verantwortung für mein Tun und damit auf meinen Impact. Da brauche ich doch keine höhere Instanz, die mir das alles vorkaut. Ich bin doch eine erwachsene Frau, die sich ihrer Handlungen und deren Folgen bewusst ist. Ich bin mündig. Außerdem weiß ich doch, dass ich die volle Schelle Klimakrise noch abbekommen werde. Ganz zu schweigen von meinem Kind. Wozu benötige ich dann noch den Staat, der Flüge so teuer macht, damit ich alleine wegen der hohen Kosten aufs Fliegen verzichte? Mir reichen hier eigentlich Fakten wie:

  • Die EU warnt vor dem Aussterben der Menschheit – erwärmt sich die Erde bis 2030 wie in dem bisherigen Tempo, ist eine Umkehr ausgeschlossen. Die Menschheit stirbt aus.

  • Klimaflüchtlinge – bis zu 200 Millionen Menschen könnten vor den Hurrikans, Überschwemmungen und der Dürre in ihrer Heimat fliehen, verbessert sich das Weltklima nicht.

  • Der Wald trocknet aus – durch die langanhaltenden Dürreperioden und den dadurch noch intensiveren Befall mit Borkenkäfern wurden alleine im vergangenen Jahr bundesweit 110.000 Hektar Wald zerstört.

  • Rund 250.000 Klimatote pro Jahr erwartet die Weltgesundheitsorganisation WHO, sollte sich die Erde weiter so aufheizen.

It's The End Of The World As We Know It (And I Feel Fine)

Ehrlich gesagt brauche ich persönlich da nicht noch mehr Informationen, um mein Handeln immer wieder zu hinterfragen. Und trotzdem kommt es auch bei mir immer noch viel zu häufig vor, dass ich mich an Umwelt und Natur versündige. Seit meiner Geburt lebe ich in dieser sorgenfreien Blase, alles jederzeit kaufen und konsumieren zu können, wonach mir gerade der Sinn steht. Das stellt sich auch bei mir nicht leicht um. Aber peau à peau versuche ich es in kleinen Schritten:

1. Ich werfe keine Kleidung mehr weg, nur weil sie irgendwo ein Fleck oder ein Loch hat, sondern trage sie weiterhin.

2. Ich versuche Dinge immer erst Secondhand zu kaufen, statt neu. Wenn ich mir „neue“ Deko/Wandposter wünsche, durchforste ich zum Beispiel eBay Kleinanzeigen. Gebrauchte Kleidung finde ich schon sehr lange auf Vinted.

3. Ich gehe grundsätzlich mit einer Mehrweg-Box los, wenn ich mir mittags Essen hole.

4. Ich fliege nicht. Gar nicht mehr. Mein Fernweh ist mir nicht so wichtig, wie der Schutz dieser Erde. Jeder Flug ist ein Desaster für diesen Planeten.

5. Ich kaufe keine Fast-Fashion Produkte.

6. Ich setze (fast) konsequent auf Bio-Lebensmittel.

7. Ich spende für Umweltprojekte.

8. Ich habe Netflix gelöscht (Wusstet ihr, wie viel CO₂-Emissionen durch Streaming freigesetzt wird?) und Instagram, denn gerade datenintensive Apps wie Instagram sind wahre Klimakiller.

9. Ich rede offen mit meinem Kind. Über Mülltrennung, Plastikflaschen, Fast-Fashion. Die wenigsten Teenager sind kleine Gretas.

10. Ich vermeide Mikroplastik und versuche mich im DIY von Kosmetik- und Haushaltsmitteln.

Das sind ehrlich gesagt alles kleine Veränderungen, die eigentlich jeder sofort in das eigene Leben integrieren könnte. Ich bin selber alles andere als perfekt, wie ich auch in diesem Post beschreibe. Zum Beispiel habe ich mir gerade zusammen mit meinem Freund einen Lebenstraum erfüllt und einen Van gekauft. Der verbraucht Diesel und produziert unter anderem Feinstaub. Aber zumindest versuchen wir, so klimaschonend wie möglich zu fahren, achten penibel auf das Gewicht, trennen konsequent unseren Müll, vermeiden Einwegplastik, putzen nur mit umweltverträglichen Mitteln, usw.

Für mich ist die Selbstverantwortung des Einzelnen der Beginn einer Bewegung, einer wirklichen Veränderung.

Fridays for Future – Oder wie ich 1989 die Welt retten wollte

Schon als ich noch in der Grundschule war, wurden wir bereits über die möglichen Folgen eines Klimawandels durch Umweltverschmutzung aufgeklärt. Horrorszenarien wie Dürren, Stürme und saurer Regen waren genauso allgegenwärtig wie Umweltkatastrophen – zum Beispiel das Atomunglück in Tschernobyl. Ich war also schon mit neun Jahren über das, was heute noch offensichtlicher und auch wissenschaftlich belegt ist, im Bilde. Das hat mich dann auch dazu bewegt, im Alter von zwölf Jahren einen Tier- und Umweltschutzclub zu gründen. Meine Freundin Ronja und ich wollten Tiere retten und Gutes für die Umwelt tun. Wir bastelten Anti-Pelz-Plakate, zogen durchs Dorf und erbaten, diese in den Ladentüren aufhängen zu dürfen. Durften wir! Wir malten alte Bettlaken an und hängten sie an Autobahnbrücken auf. Wir malten Bilder mit Bäumen, auf die wir schrieben „Time is Gold!“. Wir waren kleine Gretas, aber ohne ihr grenzenloses Engagement und ihre atemberaubende Durschlagkraft.

Mein Antreiber: Meine Liebe zur Natur

Tatsächlich liebe ich diese Erde. Ich liebe den Wald. Ich liebe Pflanzen. Ich liebe Blumen. Ich liebe die Tierwelt. Ich liebe den Geruch von Waldboden oder frischer Seeluft. Ich habe kein Verständnis für die Zerstörung dieses Wunders. Und bin mehr als bereit, mehr und mehr zu verzichten und meinen Wohlstandsarsch zusammenzukneifen.

Machst du mit? Dann:

Lies dich ein!

https://www.wwf.de/themen-projekte/klima-energie/
https://www.greenpeace.de/themen/klimawandel/es-geht-um-alles
https://fridaysforfuture.de/forderungen/
https://espas.secure.europarl.europa.eu/orbis/sites/default/files/generated/document/en/ESPAS_Report2019.pdf
https://www.who.int/globalchange/mediacentre/events/climate-health-conference/en/
https://ec.europa.eu/clima/change/consequences_de

Leg los!

1. Investiere in Verteilersteckdosen, die du ausschalten kannst.

2. Zieh Aufladegeräte immer aus der Steckdose, wenn du sie nicht benutzt.

3. Nutze zum Ausschalten den Netzschalterschalter, statt den Stand-by-Modus.

4. Schalte das Licht aus, wenn du für längere Zeit den Raum verlässt.

5. Kaufe regional, kaufe Bio. Investiere Geld in Lebensmittel. Es ist schließlich das, was in deinen Körper geht. Sollte das nicht die allerbeste Qualität haben? Darüber hinaus verschmutzen in der konventionellen Landwirtschaft genutzte Pestizide die Umwelt und das Grundwasser oder lange Lieferwege die Atmosphäre.

6. Hör auf, Fleisch und Fisch zu essen. Reduziere überhaupt tierische Produkte. Sie sind wahre Klimakiller. Das ist übrigens kein Verzicht. Suche – auf Ecosia statt Google – nach Rezepten. Du wirst begeistert sein. Äh, und viel gesünder.

7. Kaufe gebraucht. Quasi neue (und geprüfte) Smartphones und Technik gibt es für sehr günstige Preise bei rebuy – zum Teil mit einer längeren Garantie, als sie dir der Hersteller zusagt.

8. Überdenke deinen Konsum. Was brauchst du wirklich? Jede Kaufentscheidung ist eine Stimme und hat eine Wirkung. Vor allem die gegen einen Neukauf.

9. Reise nachhaltig.

10. Spende für den Klimaschutz und wähle Grün.

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Eco-friendly heiraten – Tipps für die nachhaltige Hochzeit!

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Working Mom: Wenn Mütter unter Care-Arbeit leiden – so wie ich