März Favoriten: Viele gute Bücher – und ein Verriss
Lesen – mein heiliger Gral, jeden Abend lese ich zwei Stunden. Mindestens. Mein Bedarf an Büchern ist daher hoch. Im März haben es daher einfach mal ausschließlich Bücher in die Monatsfavoriten geschafft. Und ein Verriss.
Los geht’s mit Politik & Mord, Yoga & patriarchalischen Strukturen, Essen für die Psyche & Lebensmittel kaufen mit der dementen Mutter. Ach ja, und einem absoluten Kackbuch.
Ich bin noch mitten drin in Mood Food von Dr. Drew Ramsey, Psychiater im Fachbereich „Nutri-Psychatrie“. Grundsätzlich beschäftige ich mich aufgrund der Haut und eben der chronischen Erschöpfung viel mit Ernährung. Dieses Buch beleuchtet die Auswirkungen, die Ernährung auf unser Gehirn, dem Epizentrum der mentalen (In-)Stabilität hat. Leicht verständlich und nachvollziehbar beleuchtet Ramsey, der kurioserweise auch Landwirt ist, einzelne Wirkstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe oder Fette hinsichtlich der Notwendigkeit für optimalen Stoffwechsel und ausbalancierte Hormone im Hirn. Seit ich seit Anfang des Jahres jede Mahlzeit mit einer App tracke, habe ich überrascht feststellen müssen, wie verteufelt schwer es eigentlich ist, alle optimalen Nährwertstoffe aus der Ernährung zu ziehen. Ohne ausreichende Versorgung unserer Zellen ist aber weder mentale noch physische Gesundheit gewährleistet. Deshalb gibt dieses Buch neben leicht verständlichen Texten zu einzelnen Nährstoffen, auch weiterführende Tipps zur Lebensmittelauswahl und Lagerung, und informiert über Diät-Trends wie Keto oder Intervallfasten. Und kommt dann zum Punkt: Dem Sechs-Wochen-Plan, der Depressionen und Angststörungen lindern und zu mehr mentaler Stabilität führen soll. Die Rezepte sind für mich zwar viel zu tierisch (99 % Veganerin), ich kann die Rezepte aber abwandeln. Die Rezepte sind Anfänger*innen freundlich & was mir gut gefällt sind die Angaben der Nährwerte aber eben auch der Top-Mikronährstoffe, also der Vitamine und Mineralstoffe. Über Hoffmann & Campe.
Hier bin ich spät dran. Egal, das Thema war, ist und wird noch lange Dauerbrenner sein: Die patriarchalischen Strukturen, die uns alle belasten. Das Buch von Beatrice Frasl spricht mich an, weil ich ja eben in jenen Strukturen fest hänge und definitiv eine Patriarchalische Belastungsstörung habe. Ich hatte noch Glück, konnte mich im Dschungel der Vorschriften, Angebote und Regeln durchsetzen, viele andere können das nicht. Wenn ich jetzt mit meiner EU-Rente zu Hause sitze und an meiner Heilung arbeite, dabei immer wieder wegstigmatisiert werde, von Gesellschaft und Familie, vom Arbeitgeber und von Versorgungsträgern, dann bin ich ein bisschen das lebende Beweisstück von Frasls Buch. Die Groschenphilosophin hat eine umfassende Rezension geschrieben und hatte Frasl auch zu Gast im Podcast. Beides mag ich ans Herz legen. So wie das Buch. Über Thalia.
Gar nicht kitschig, eher anrührend: Grocery Shopping with my mother ist die Reise eines Mannes, dessen Mutter krank wird, der sie durch die Supermärkte begleitet, ihre Veränderungen bemerkt, aber auch ihren Geschichten zuhört. Es ist nicht das erste Buch Powells, es wird nicht das letzte sein, aber sicher ist es das intimste. Der Aktivist und Demokrat schrieb schon lange Jahre für die VIBE (die ich mir 1998 als Import leistete) bevor er begann, seine mittlerweile 15 Bücher zu schreiben. Grocery Shopping … begann als Instagram Posts, bevor er seine Gedanken zu dieser so speziellen Reise mit seiner Mutter in einem Buch verfasste. Über Barnes & Noble.
It's OK to be Angry About Capitalism – vielleicht nicht nur ok, es ist notwendig. Sanders stellt die wichtigen Fragen: Wieso akzeptieren wir eine Welt(-wirtschaft), in der einige wenige quasi das gesamte Kapital kontrollieren, in der Millionen von Menschen abhängig sind, ärmer werden und dazu immer ungesünder? In der auch jetzt und heute noch fossile Brennstoffe für Energie gefördert werden, statt konsequent erneuerbare Energien auszubauen? Sanders spricht no-nonsense. Er skizziert die Welt, wie sie sein könnte, untermauert mit Fakten, nicht mit Utopie. Mehr Sanders, sehr viel weniger alle anderen. Über Thalia.
In meiner Yoga-Welt sehe ich überwiegend weiße, junge, schlanke Frauen, die Yoga praktizieren. Aktivistin und Yogi Jessamyn Stanley ist mehrgewichtig, BPOC und beautiful AF. Ihr erstes Buch „Every Body Yoga“ war ein durchschlagender Erfolg, und so wird es auch bei ihrem Zweitwerk, Yoke. Yoke ist die englische Bezeichnung für Joch, meint die Anbindung, die Kernaussage, die in Yoga steckt. In ihren amüsanten, autobiografischen Essays schreibt Jessamyn über das Impostersyndrom, die lebenslange Aufgabe des sich selbst Liebens, die amerikanische Weissheit (Meint white nicht wise)des Yogas. Extrem angenehm aus der deutschen Bubble heraus zu treten und über nicht-perfekte-Menschen zu lesen. Lieb ich. Über Bücher.de.
The Woman in the Library – Kein Krimi könnte in diese Buch-Favoriten besser passen. Ein überraschender, hinterhältiger, moderner Krimi mit Plot Twists und angenehmer Schreibe. Ich bin noch mitten drin und spreche schon nach wenigen Seiten die Leseempfehlung aus. Vier Fremde treffen sich an einem der Tische der Boston Library, werden Ohrenzeuge eines Mordes und beginnen, sich in den mysteriösen Fall einzuarbeiten. Durch das Buch führt ein Briefwechsel, dessen Bedeutung ich mri noch nicht klar bin. Komplex aber nicht überfordernd, spannend ohne nervtötend zu sein. Ich lese den Titel auf Englisch, daher kann ich die deutsche Übersetzung nicht beurteilen. Über Thalia.
Jetzt reichelts aber!
Zwei Axel Springer Journalist*innen lassen sich vor den patriarchalischen Karren spannen: Schreiben ein Buch, in dem alte, konservative Männer weichgespülte und inhaltslose Interviews geben & in dem rückgewandte Politik und eine sehr antiquierte Vorstellung einer idealen Gesellschaft propagiert wird. Ich habe mich intensiv mit einer Kritik befasst, merkte dabei aber schnell, wie sehr mir das an die Substanz ging und habe mich dann entschlossen, es bei wenigen Worten zu belassen & einfach aus dem Buch zu zitieren – denn das sagt genug aus. Ach ja. Es geht um „Alte weise Männer“ von Lehfeldt & Brockhaus.
„Wir sprechen von einer Zeit, bevor der hypermoralisierende Zeitgeist über das Land rollte“.
Also die Zeit vor „übereifrigen Feminist*innen“, vor dem unerhörten Wunsch nach der „Vier Tage Woche“ – ein Frevel, dem die Autorinnen mit folgendem Satz begegnen, dem: „Bekenntnis zum Leistungsprinzip, die Ablehnung ideologisch getriebenen Gesellschaftstrends und die Überzeugung, dass dieses Land aus dem Traum von anstrengungslosem Wohlstand aufgerüttelt werden muss!“. Da fehlt mir eigentlich nur noch die Forderung: „Frauenwahlrecht abschaffen!“.
Ihr Zwei: Patriarchat ist heilbar, der Axel Springer Verlag war schon immer eine Bummsbude und hier noch ein Song, der euch sicher gefällt: