Jahresrückblick 2020 mit Andrea Gerhard, Lynn Hoefer und Bina Noehr

Schwarze Buchstaben auf weißen Plastiksteinen bilden die Wörter "Twenty Twenty", die für das Jahr 2020 stehen
 

Mein eigener kleiner Jahresrückblick

Dass 2020 ein bewegtes Jahr werden würde, ließ sich bereits 2019 nach einem Blick auf die anstehenden Himmelskörperkonstellationen erahnen: Unter anderem begann am 20. März 2020 ein Mondjahr und die sind bekannt für ihre Unbeständigkeit, Unkontrollierbarkeit und heftige Wandelprozesse. Kommt euch das rückblickend irgendwie bekannt vor? Ja, mir auch. Ich war nicht nur von Corona-Auswirkungen wie Kurzarbeit etc. betroffen, sondern musste auch einige Schicksalsschläge verkraften. Da war die heftige und plötzliche Krankheit einer lieben Freundin, Krankheiten in der Familie und auch ich bin alles andere als fit. Zudem gab es heftige Auseinandersetzungen, die mich lange beschäftigten. Und wie bei einer hartnäckigen Pechsträhne üblich, passierten dann auch noch die verrücktesten Dinge – zum Beispiel, dass mitten in Hamburg das Bootshaus abbrannte, in dem mein Mann sein geliebtes Kajak lagerte.

Es gab natürlich auch Gutes bei uns. Wir sind umgezogen in eine traumhafte Wohnung, aber mitten im ersten Lockdown und mit dem Gefühl von großer Unsicherheit, was sehr kräftezehrend für uns alle war. Trotzdem leben wir nun in einer wunderschönen Wohnung mit Terrasse und kleinem Garten – ein großer Luxus in diesem heftigen Jahr.

Schaue ich ins neue Jahr, hoffe ich sehr darauf, dass die Klimakrise ganz schnell auf die politische und gesellschaftliche Agenda zurückkehrt. Und ich hoffe, dass viele Menschen erkannt haben, wie abhängig wir vom Konsum sind und dass wir gut beraten sind, wenn wir daraus persönliche und gesellschaftliche Lehren ziehen. Wir haben Wahljahr und ich bin gespannt, wie stark die Pandemie unsere Gesellschaft gespalten oder Werte verändert hat. Werden wir eine klimafreundliche Regierung in die Verantwortung bringen? Schaffen wir es, das kollektive Gefühl und die Solidarität untereinander aus den ersten Monaten der Krise – dieses „Nachbarn helfen Nachbarn“ – beizubehalten? Kommen wir mit Anders- und Querdenkern ins Gespräch, um Verständnis zu schaffen, Vertrauen zurückzugewinnen und Lösungen zu erarbeiten, die auch diejenigen nicht vergessen, deren Lobby in Berlin nicht so stark ist?

Das Beste kommt zum Schluss: Andrea, Lynn und Bina berichten

Mein großes Glück ist es, von vielen tollen Menschen umgeben zu sein und inspiriert zu werden. Zum Beispiel von der Schauspielerin Andrea Gerhard: Sie verzichtet aus Umweltliebe konsequent auf Bequemlichkeit. Sie fährt acht Stunden Zug, um zum Drehort zu kommen, statt zu fliegen. Sie hat ein plastikfreies Bad. Sie versucht plastikfrei einzukaufen. Und sie redet darüber mit tollen Menschen in ihrem Podcast „Zwei vor Zwölf“. Und natürlich Lynn Hoefer, deren Kochkünsten ich schon seit sechs Jahren verfallen bin. Denn Powerfrau Lynn kocht nicht nur wahnsinnig gut und gesund, sie stellt auch tolle Nachhaltigkeits-Kooperationen auf die Beine und bietet in ihrem Newsletter praktische Nachhaltigkeits-Tipps. Zu guter Letzt liebe ich die Fair-Fashion-Bloggerin Bina Noehr, die bei StryleTZ zeigt, dass Öko-Mode extrem heiß sein kann. Alle drei haben mir ihre Gedanken zum Jahresende und einen kleinen persönlichen Ausblick für 2021 gegeben. Viel Spaß beim Lesen!

Die Schauspielerin Andrea Gerhard sitzt Outdoor und lächelt in die Kamera

Credit: Andrea Gerhard I Alexander Resch

ANDREA GERHARD

2020 war in vielen Bereichen eine Herausforderung, wie erging es dir persönlich damit?

Andrea: Grundsätzlich liebe ich Herausforderungen, da sie mich aus meiner Komfortzone locken und mir Neues beibringen. Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum ich Schauspielerin geworden bin. Aber 2020 war auch für meinen Geschmack etwas zu viel von allem. Ich habe das ganze Jahr unglaublich rasant erlebt, alles ging super schnell und manchmal fehlte mir einfach die Zeit, durchzuatmen oder Pausen zu machen. Jetzt am Ende des Jahres fühle ich mich schon auch ein wenig erschöpft, denn wenn ich nicht gerade vor der Kamera stehe, sind die Tage alle irgendwie gleich. Es scheint, als verschwimmen sie ineinander. Homeoffice ist mir nicht fremd. Seit Jahren bin ich in meinen eigenen vier Wänden kreativ, aber so viel wie dieses Jahr war ich noch nie zu Hause. Einerseits ist das total schön, weil ich viel mit meinem Freund David zusammen sein konnte, andererseits ist es eine komplett neue Situation. Um nicht den Kopf in den Sand zu stecken, habe ich mich dieses Jahr viel bewegt und versucht, sehr diszipliniert meine To-do-Liste abzuarbeiten. Ganz oben auf der Liste stand ZWEIvorZWÖLF, also der Podcast, den ich mit David mache. In die Weiterentwicklung des Podcasts habe ich echt hundert Prozent gesteckt. Obwohl das „Abarbeiten“ aller Punkte auf der Liste manchmal tierisch genervt hat, hat es auch viel Erleichterung gebracht und mich glücklich gemacht, denn einiges standen da schon sehr lange drauf.

Aber die Buschbrände in Australien, Brasilien und in den USA, die Situation auf Lesbos, die weltweiten Anschläge, meine persönliche finanzielle Unsicherheit durch Jobabsagen, die Sorgen, die meine vielen Freund*Innen umtreiben – vieles davon habe ich noch nicht verarbeitet und brauche wohl auch noch etwas Zeit dafür. Aber das ist ok, die nehme ich mir.

Ist die Klimakrise 2020 zu sehr in den Hintergrund gerückt? Und was könnten wir dafür tun, damit das Thema 2021 wieder auf die Agenda kommt?

Tatsächlich würde ich sagen, dass es auch eine riesengroße Pandemie nicht geschafft hat, die Klimakrise aus den Köpfen der Menschen zu drängen. Anfang 2020 sah es kurz so aus, als ob das Thema Klimawandel von Covid-19 verdrängt werden könnte. Doch das ist nicht passiert. Ich finde, das Thema ist nach wie vor präsent – natürlich geht immer mehr, aber ich treffe selten Menschen, die noch nie vom Klimawandel gehört haben. Noch mehr Menschen engagieren sich, machen sich stark, erheben ihre Stimme und sorgen dafür, dass dieses wichtige Thema für alle Menschen weiter in die Mitte der Gesellschaft rückt. Auch unser Podcast erreicht nach 2020 fast dreimal mehr Menschen. Das ist wirklich unglaublich. Nachhaltigkeit im Alltag ist keine Nische mehr – viele Menschen wollen wirklich etwas verändern. Das freut mich enorm und treibt mich weiter an.

2021 wird ein wichtiges Jahr für Deutschland und den Klimawandel: Die Bundestagswahl steht an. Ich wünsche mir, dass es eine Klimawahl wird und die Parteien sich konkret nochmal an ihre Hausaufgaben setzten und uns aufzeigen, dass auch sie den Klimawandel und das 1,5 Grad-Ziel WIRKLICH ernst nehmen. Diese Wahl wird sehr wichtig sein für unsere Zukunft. Und sowohl der Umweltwissenschaftler Michael Kopatz, als auch der Polarforscher Dirk Notz haben mir und den Hörern im Podcast gesagt, dass ein Punkt wirklich wichtig ist für mehr Klimaschutz: Wählen gehen! Also haben wir jetzt alle ein Date. 😊

Wenn du eine positive Lehre aus 2020 ziehen kannst, welche wäre das?

Schritt für Schritt vorwärtsgehen macht den Berg kleiner 😊. Außerdem hat 2020 gezeigt, dass wir alle gleich sind und in einem Boot sitzen. Wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen und die gleichen Ziele verfolgen, sind wir schnell und handlungsfähig.

Worauf freust du dich 2021 besonders?

Das Jahr 2021 beginnt für mich direkt mit einem Paukenschlag, da die Ausstrahlung der 14. Staffel „Der Bergdoktor“ am 14.01. losgeht und diese Staffel meine Rolle von einer ganz neuen Seite gezeigt wird. Normalerweise schauen wir die Staffel immer Donnerstag gemeinsam mit dem engsten Freundeskreis bei uns zu Hause – und ich hoffe sehr, dass das vielleicht im Februar oder März auch wieder möglich sein wird. Hoffentlich geht das bald wieder bedenkenlos. Ich vermisse meine Freunde und unsere Zusammenkünfte. Zudem möchte ich mit meinen zwei besten Freundinnen mal wieder richtig tanzen gehen!

Besonders freue ich mich auf ein oder zwei Highlight-Gäste, die ich für ZWEIvorZWÖLF interviewen darf und über ihr Engagement in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausfragen kann. Was beruflich 2021 auf mich zukommt, das steht noch in den Sternen, aber ich bin guter Dinge, dass ich ein paar Rollen zum Leben erwecken darf. Und ein Punkt darf ich hier natürlich nicht unerwähnt lassen: die Sonne. Ich freue mich auf viel Licht und leckere Tomaten und Erdbeeren auf meinem Balkon. Wir alle brauchen diese Oasen, die uns auftanken helfen – und zwar nicht nur weit weg im Urlaub in fernen Ländern, sondern direkt bei uns zu Hause.

Die Foodbloggerin Lynn Hoefer sitzt lachend an einem Holztisch und greift in eine Schale voller Erdbeeren

Credit: Lynn Hoefer

LYNN HOEFER

Wie erging es dir persönlich 2020?

Lynn: Ich bin da sehr zwiegespalten. Ich persönlich hatte beruflich ein sehr gutes Jahr. Mein zweites Buch „Einfach himmlisch gesund“ stand im Frühling auf Platz 11 der Spiegel-Bestsellerliste, weil die Menschen im Lockdown alle gekocht haben. Andererseits leben meine Eltern vom Tourismus, weshalb meine Familie psychisch ein sehr schweres Jahr hinter sich hat. Mein Jahr ist also geprägt von persönlichem Erfolg und krassen Existenzängsten meiner Liebsten. Das war und ist nicht leicht für mich.

Ich weiß, dass du eine enge Bindung zu den USA hast. Wie sehr hat dich der Wahlkampf und dessen Ausgang beschäftigt?

Ich habe vor allem nach dem Aufatmen am 7. Oktober gemerkt, wie sehr es mich doch auch psychisch und körperlich mitgenommen hat. Ich konnte in den letzten Monaten und Wochen die steigende Verzweiflung und Angst meiner US-amerikanischen Freund*innen, vor allem der Frauen, spüren und habe ein paar Tränen verdrückt als endlich das Ergebnis feststand. Eine Freundin schrieb mir direkt: “We don’t have to be so ashamed of our country anymore”. Das hat mich sehr berührt. Am Sonntag nach der Wahl habe ich solch eine Energie und Hoffnung verspürt, wie schon lange nicht mehr.

Wenn du eine positive Lehre aus 2020 ziehen kannst, welche wäre das?

Mich hat sehr berührt, wie sich die Menschen in den Nachbarschaften gegenseitig unterstützt haben. „Support your local“ wurde echt gelebt, das war etwas sehr Positives. Ich persönlich habe das Homeoffice mit meinem Mann sehr genossen. Als Selbstständige ohne Büro war es schön, tagsüber mal nicht alleine zu sein.

Worauf freust du dich 2021 besonders?

Ich denke nicht, dass 2021 direkt alles anders werden wird. Doch sollte es irgendwann wieder möglich sein, zu reisen, dann wäre das etwas, auf das ich mich freue. Ebenfalls suchen wir gerade nach einem Haus in Lüneburg und irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir dieses 2021 finden werden. Vielleicht darf ich mir dann endlich meine Traumküche bauen ;-).

Bina Noehr sitzt auf einer Treppe, sie trägt modische Anziehsachen und blickt in die Kamera

Credit: StryleTZ

BINA NOEHR

2020 war in vielen Bereichen eine Herausforderung, wie erging es dir persönlich damit – gerade mit Blick auf deine zusätzliche Rolle als Mama einer vierjährigen Tochter?

Bina: 2020 war definitiv eines der herausforderndsten Jahre. Ich habe gerade neulich zu meinem Mann gesagt, dass ich die ganze Zeit versucht habe, nach vorne alles aufrechtzuerhalten und nach hinten sind viele Dinge übergekippt. Als Mutter merke ich, dass ganz viel Mental Load alleine auf einem lastet und dass viele Familien wieder in traditionelle Rollenmuster gefallen sind. Es ist einfach immer noch selbstverständlich, dass man als Frau zurücksteckt und die Kinderbetreuung übernimmt. Das hat oft finanzielle Gründe, aber generell ist das ein strukturelles Problem. Ich hoffe sehr, dass die Krise dazu beiträgt, dass über dieses Thema mehr diskutiert wird und der Arbeitsmarkt für Mütter flexibler gestaltet werden kann.

Wenn du eine positive Lehre aus 2020 ziehen kannst, welche wäre das?

Ich glaube, dass Krisen dazu da sein können, sich neu zu orientieren. Denn das muss unsere Gesellschaft generell tun. Wir brauchen Lösungen für die Klimakrise, wir haben strukturelle Probleme was Rassismus und Diskriminierung angeht. Wir leben in einer sehr ungerechten Welt. 2020 hat das nun sehr deutlich gemacht. Und jetzt müssen wir gemeinsam dafür Lösungen finden, die sicher nicht einfach sind, aber diese Welt zu einem schöneren Ort machen könnten. Und dann hat mir 2020 gezeigt, worauf es im Leben ankommt: Gesundheit und seine Liebsten um sich zu haben.

Worauf freust du dich 2021 besonders?

Aktuell würde ich gerne sagen, dass ich mich in 2021 auf größere Zusammenkünfte freue. Mir fehlen die großen und kleinen Feste mit Freunden und der Familie. Aber ich fürchte, wir müssen noch ein wenig Geduld haben.


Von Hoffnung und Liebe

Wenn mir wieder mal die Hoffnung fehlt, schaue ich mir diese tollen, inspirierenden Menschen in meinem Umfeld an. Eine große Portion Hoffnung brauchen wir alle und je mehr wir davon teilen, umso mehr wird sie wachsen. In diesem Sinne – kommt gut rüber, teilt die Liebe und die Hoffnung und bleibt gesund!

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