Wie bemerke ich die Wechseljahre? Antwort gibts in diesen Büchern!
Alrighty, nachdem ich hier im großen Special rund um das Thema Wechseljahre schon mit Sport- und Yoga-Programmen, Nahrungsergänzungsmitteln für die stressfreie Perimenophase und dem großen Naturkosmetik-Ratgeber um die Ecke kam, kommen jetzt die ausführlichen Ratgeber. Klar, es geht um Bücher rund um die Wechseljahre, ein Pilates-Buch hat sich auch hereingeschlichen und ein bisschen Literatur darf auch noch sein. Also Vorhang auf für die besten Tipps und die deep dives für die Wechseljahre: Hormone verstehen, Beschwerden lindern und wissen, was jetzt wichtig ist!
Peggy Reichelt: Women in Balance
Peggy Reichelt ist Mitbegründerin von XbyX, einer Online-Plattform, die sich an Menschen vor, während und nach den Wechseljahren richtet. Im Grunde eine Art digitale Frauenzeitung, auf der sich allerlei Themen finden: vom Beauty-Ratgeber, zu Rezepten zu Gesundheitsthemen. Vom Abnehmen in den Wechseljahren zur Darmträgheit, von Make-up ab 50 zur Sportroutine. Ein logischer Schritt, das Wissen auch in gedruckter Form als „Women in Balance“ auf den Markt zu bringen. Das Ratgeberbuch enthält fundiertes Wissen von Expert*innen, neuste wissenschaftliche Forschungsergebnisse und – die eigene Erfahrung, auch im Austausch mit Klient*innen. Ich weiß nicht erst seit der Recherche für diese Posts, dass ich mitten in der Perimenopause stecke. Vielen Menschen ist das aber nicht bewusst, laut einer XbyX-Umfrage kennen von 1.000 Befragten im Alter zwischen 40 und 55 Jahren rund 88 Prozent (!) das Wort Perimenopause nicht, oder haben sich nicht damit beschäftigt. Es ist also ein unglaublich hoher Aufklärungsbedarf da. Im Buch nimmt uns Peggy Reichelt von Beginn an mit, erklärt dezidiert jede einzelne Phase, die unsere Körper jetzt durchleben. Die einzelnen Kapitel widmen sich den bekannten Beschwerdebildern, da geht es von meinem Fokusthema, der Energielosigkeit über die Schlafstörungen (dazu habe auch ich hier einen ganzen Blogpost zu verfasst) über die gefürchteten Stimmungsschwankungen und depressiven Verstimmungen. Hin zum Menobelly, der wichtigen Herzgesundheit – auch ein weiblich, sträflich vernachlässigter Punkt – um zuletzt über die mannigfaltigen Hautprobleme zu schreiben, die uns in den Wechseljahren begegnen können.
Das Buch ist mit Illustrationen angereichert, die uns Inhalte noch mal bildlich aufzeigen. Sei es wie Melatonin auf unser Gehirn wirkt, oder wie wir richtig auf der Toilette sitzen sollten, um den Darm gut zu unterstützen bei der Entleerung. Kleine Exkurse geben spannende Informationen preis. Von dem Unterschied von Probiotika und Präbiotika; zur visuellen Nährstoffhilfe vom „Frauen-in-Balance-Teller“. Abgerundet wird das Buch mit einem Rezeptteil, was mir als Foodie am besten gefällt. Insgesamt ein „Alle-Infos-auf-einen-Blick-Buch“, das ich vollumfänglich empfehlen mag. Über Thalia.
Saskia Straße von Ridder und Claudia Rieß: Der Guide durch die Wechseljahre
Die Heilpraktikerin Saskia Straße von Ridder mit Schwerpunkt auf Frauenkunde und die versierte Journalistin Claudia Rieß legen hier auf über 270 Seiten ein Nachschlagewerk vor, das keine Fragen offen lässt. Der Guide durch die Wechseljahre blickt ganzheitlich auf diese Zeit. Naturheilmittel, von heimischen Heilpflanzen, zu ayurvedischen Kräutern und Vitalpilzen kommen hier zum Einsatz gegen typische körperliche und psychische Beschwerden. Nach dem ausführlichen Erklären der Symptome und deren Ursachen gibt es einen ausschweifenden Anwendungsteil. Von Teemischungen bei starken Blutungen, zu Rezepten für die Hormonregulierung bis zu Erklärung von Heilpflanzen wie der Yam- oder der Angelikawurzel finden sich mannigfaltige Beispiele, den Körper und den Geist natürlich zu unterstützen. Das gefällt mir sehr gut, weil ich immer erst den natürlichen Weg wähle und weil ich aufgrund meiner chronischen Erkrankungen sowieso zu viele Medikamente nehmen muss. Da brühe ich lieber Tees, nutze die Kraft von Tinkturen oder die von Vitalpilzen. Kleiner Hinweis: wie in jedem der gut hundert Bücher, die ich nun über gesunde Ernährung und Lebensweisen gelesen habe, unterscheidet sich auch hier wieder mal die ein oder andere Information. Beispiel: vor und nach dem Sport etwas essen oder nicht. Hier wird abgeraten. Ich sage: probiert es aus. Euer Körper, euer Bedürfnis. Ich beispielsweise gerate sofort in die Unterzuckerung und ins Zittern, wenn ich davor keine Handvoll Mandeln oder Skyr esse. Hört auf eure Intuition und nehmt Ratgeber immer nur als Inspiration, nie als in Stein gemeißelt. Find what feels good! Das Special „Ernährung in den Wechseljahren“ greift die mediterrane Diät auf, der Klassiker unter den Ernährungsweisen. Und auch rund um die leider typischen Frauen- „Problem“-Narrative „Abnehmen, Haut und Haare“ geht es im Buch. Betrifft auch mich, gerade das Thema Haut. Was kann hier die Phytotherapie, was kann Schüssler Salze?
Ein weiteres Schlüsselthema der Wechseljahre ist die Psyche, das Stressempfinden steigt, die Belastbarkeit sinkt. Hier helfen Yoga, Achtsamkeitsübungen und Meditation, all das greift das Buch auf. Und immer wieder die Königsdisziplin: die Wichtigkeit von Sport, gerade jetzt im Umbruch. Osteoporose, Gelenkschmerzen, die Abnahme von Muskeln – all das wird tiefgehend beleuchtet. Alles in allem ein tiefgehendes Buch für Menschen, die sich intensiv mit den Themen auseinandersetzen möchten, die aber willig sind, auch die Ressourcen einzusetzen, sich holistisch um sich selbst zu kümmern. Über Riva.
Anne Henderson – Natürlich durch die Menopause
Für mich ein No-Brainer: Ich schaue immer erst, was die Natur für mich auf petto hat, bevor ich zu Ärzt*innen gehe. Glasklar, dass das auch und gerade für die Wechseljahre gilt. In „Wechseljahre ganz natürlich“ zeichnet die Gynäkologin Anne Henderson natürliche Lösungen für die bekannten Beschwerdebilder auf. Vom Salbeitee bei Hitzewallungen, zum Bergamotte-Körperspray für einen klaren Geist gilt es, erstmal im Naturmedizin-Schrank zu stöbern, bevor man sich Medikamente verschreiben lässt.
Der Ratgeber vermittelt fundiertes Wissen zu dem gesamten Prozess der Jahre des Wechsels. Und natürlich sind die Klassiker dabei: Von Schlafstörungen, über Hitzewallungen, bis zum Gehirnnebel – ein praktischer Symptomfinder gibt den guten Überblick über häufige Beschwerden und klärt auf über mögliche Auslöser und effiziente, natürliche Behandlungsmöglichkeiten. Über Thalia.
Dr. med. Judith Bildau: Raus aus dem Hormonkarussell
Das Buch, das ich wirklich gerne vor dem Eintritt in die Perimenopause gelesen hätte! „Die besten Hormon-Hacks für Frauen ab 35“ verspricht der Titel und hält das Versprechen. Denn mit Hormonen habe ich mich leider auch zu spät beschäftigt. Und, na klar, kaum ein/e Ärzt*in hat mich auf die Idee gebracht, bestimmte Beschwerden könnten hormonell bedingt ein. Bei mir gerade die Haut. Was hätte ich mir da an Leid ersparen können! Im Hormonkarussell wird die Zeit zwischen 35 und 45 beleuchtet, was passiert nun im Körper, wie kann man sich darauf vorbereiten, wie informieren? Gerade Naturheilmittel bei meiner schon immer überdurchschnittlich starken Periode hätten mir helfen können, stattdessen schluckte ich Ibuprofen. Aus dem Buch hätte ich mir Wissen über die Zusammenstellung hilfreicher Tees ziehen können, hätte gelernt, dass ggf. eine Östrogendominanz vorliege. Auch eine Beobachtung, die ich gerne seitens der Ärzt*innen gehört hätte. Die Autorin beleuchtet das Thema Kinderwunsch und abnehmende Fruchtbarkeit, Verhütung und guten Sex, vulvovaginale Beschwerden und geht auch ein, in die Konflikte, die sich bei langjährigen Partnerschaften gerne mal einschleichen. Auch das Buzzword „Longevity“ findet ein ganzes Kapitel, die Verjüngung oder das Verhindern am vorschnellen Altern ist in der Szene ja gerade sehr groß und interessiert mich natürlich auch. Hier geht es weniger um graue Haare, sondern um das Gesundhalten unserer Zellen und die Erhaltung eines geschmeidigen Körpers, der uns noch lange aufrecht trägt. Schön finde ich die persönlichen Geschichten von Frauen im Alter von 38 bis zur Mittvierzigerin. Hier gibt es Raum zur Identifikation. Und dass es okay ist, gerade nicht mehr voll leistungsfähig zu sein, starke Nerven auch mal verlieren zu können und dass körperliche Veränderungen normal sind. Und was aber hilft, jetzt, wenn der Körper sich ungewollt verändert. Ein großer Rezeptteil rundet auch dieses Buch ab. Ich liebe das, obwohl ich solche Rezepte selber texten könnte, trotzdem finde ich immer wieder Inspiration. Hier lacht mich das Rote-Bete-Kartoffelpüree an. Fazit: ich hätte das Buch gerne zum 35. Geburtstag geschenkt bekommen und wäre um einige blöde Erfahrungen ärmer, aber um einige schönere Tage erfüllter gewesen. Über Thalia.
Andrea Sokol: Well-Aging – jung bleiben kannst du immer
In „Well-Aging – jung sein kannst du immer“ wendet sich Autorin Andrea Sokol an alle Menschen jeden Alters, die Wechseljahre stehen hier nicht im Fokus, aber das in between und vor allem: Das nach den Wechseljahren ist eben auch interessant. Das Thema der Autophagie geisterte schon länger in den Medien, gemeint war das intermittierende Fasten, was bei der 16:8 Methode geradezu Wunder bewirken soll. Doch auch die 14:10 Methode, hallo, ich!, soll schon zur Zellverjüngung beitragen. Denn darum geht es hier im Fokus. Wie halten wir unsere Zellen, unsere kleinen Kraftwerke Mitochondrien jung und knackig, wie halten wir sie ab vom alterungsbedingten Zerfall? Wie können wir mit guter Lebensweise lange fit und geschmeidig bleiben, um im Alter nicht krank und eingeschränkt leben zu müssen? Das Buch gibt auf rund 200 Seiten Einblick in unsere Möglichkeiten, länger jung und gesund zu bleiben. Und damit ist nicht der Beauty-Wahn gemeint. Sondern das schlichte gesund Erhalten des Körpers und seiner Strukturen. Mit Ernährungsteil und verschiedenen Quellen des Jungbrunnens. Über Droemer Knauer.
Wandpilates – Natalia Cichos-Terrero
Warum stelle ich hier ausgerechnet Pilates vor? Weil ich meine Körpermitte unbedingt stärken möchte. Meine Körpermitte ist jetzt wichtig, wie nie: Ich will keine Organsenkung, ich will einen einigermaßen stabilen Rücken behalten. Mit Wandpilates hat Natalia Cichos-Terrero für mich auch noch ein für mich einigermaßen praktikables Buch vorgelegt. Ich bin nicht mehr sportlich, habe Einschränkungen. Aber es gibt viele Übungen im Buch, die ich gut bewältigen kann. Mir gefällt gut, wie Natalia uns erst mitnimmt auf die Reise zum Erfinder von Pilates, Jospeh, sein Name. Pilates stärkt unsere tiefliegenden Muskelgruppen, das ist so wichtig für uns Frauen in between. Was wir jetzt aufbauen, das stützt und schützt und später. Wandpilates ist für mich alltagstauglich und das brauche ich. Studios oder aufwändige Einheiten schaffe und will ich nicht bewältigen müssen. Diese gut erklärten Übungen, vom Aktivieren des Powerhouse, zum Bauch-Spezial kenne ich sogar noch von meinen Pilates-Zeiten, die ich mit einer DVD Zuhause auf der Matte hatte. Das waren gute Zeiten, die aktiviere ich gerne wieder! Besonders der Teil „Fitter Rücken“ sagt mir zu, mir werden die Übungen wirklich anschaulich erklärt, und der Wand-Squat macht mir deutlich mehr Spaß, als der ohne Support. Natalia hat übrigens ein richtig tolles Lachen, ich mag das sehr, das sieht halt auch nach Spaß aus, und nicht nach „ichmussdasjetztauchnochdurchziehen-undallesistehschonsoanstrengend“. Das Buch ist einfach prima geeignet, für alle Menschen, die etwas für sich tun wollen, aber oft nicht Zeit oder Lust finden. Also für Menschen wie mich! Über GU.
Die Literatur und die Wechseljahre
Welch Glück, auch literarisch wird sich immer mehr damit auseinandergesetzt, mit dieser irrsinnigen, zweiten Pubertät. Der wird nicht entkommen, aber durchaus unterschiedlich betrachten und damit umgehen (lernen) können.
Ich hadere. Hadere mit dem Verlust der Attraktivität. Arg. Dabei war ich nie sehr eitel, ich musste auch nicht viel tun, war einfach so ganz ansehnlich. Jetzt geht das flöten und ich kann nicht wie Frauen, die immer schon sehr attraktiv waren, darauf vertrauen, es zu bleiben. Ihrgs. Aber ich bin mir dessen bewusst und versuche, meine Sehgewohnheiten zu verändern. Und die des Lesens, denn logisch, es tut gut zu lesen, wie andere hier empfinden.
Lange habe ich darauf gewartet, dass Hollywood-Größen sich öffnen. Sich nicht immer weiter durch Injektionen und Straffungen trimmen, wie Madonna, oder Askese betreiben wie Gwyneth Paltrow. Ich möchte Frauen echt altern sehen, wie Jennifer Garner, wie Naomi Watts. Beides wunderschöne Frauen, das werden sie bleiben und trotzdem: es hilft, wenn eben solche Frauen nicht nachhelfen.
Naomi Watts: Dare I say it
Es kommt erst noch auf den Markt, das Buch von Watts und trotzdem wirft es seine Schatten voraus. Watts beschreibt, wie sie frühzeitig, im Alter von 36 in die Wechseljahre rutschte. Und nicht darauf vorbereitet war. „This is the book Naomi Watts wishes she had when she first started experiencing symptoms“ besagt der Klappentext und siehe meinen Text zum Hormonkarussell – ich weiß, was sie meint. Auch in den Staaten ist das Thema, vielleicht noch mehr als hier, geradezu stigmatisiert. Die Symptome wurden nicht erkannt oder abgetan, Behandlungsmöglichkeiten gar nicht erst angeboten. Watts schreibt in einer Art Biografie von ihrer verzweifelten Reise von Arzt zu Ärztin, Hormonexpert*innen und Ernährungsberater*innen, mit Humor und rührenden Anekdoten über die verfrühte Reise der Wechseljahre. That’s the spirit! Über Penguin.
Elke Heidenreich: Altern
Ich tat mich schwer, das Buch „Altern“ von der von mir eigentlich verehrten Schriftstellerin Elke Heidenreich mitaufzunehmen. Deren erste Bücher, mit denen ich mit ihr in Kontakt trat, die unvergleichliche Else Straatman immer noch in meinem Regal stehen. Umwerfen ehrlich, komisch, grotesk waren ihre ersten Seiten von „Altern“, was habe ich das alles gefeiert. Bis sie leider zu der Stelle kam, an dem wiederum sie von einer Verehrung erzählte, in dem sie den Schriftsteller Vladimir Nabokov benannte. Dessen pädophiles Jahrhundertwerk „Lolita“ heute noch als Kulturgut gilt, das ich aber zutiefst verabscheue, denn es ist eben: pädophile Lust. Versteckt hinter großen Worten. Nun gut, die Heidenrich ist dennoch eine Ikone, stammt aus einer anderen Zeit als ich und ich will und kann sie ob der Großartigkeit von „Altern“ nicht „canceln“. Altern beschreibt Elke Heidenreich, wie sie denkt, lebt und fühlt, jetzt, mit dem Alter. Immer noch schön, immer noch gewitzt, hochintelligent und um keine Pointe verlegen beziffert sie trotzdem all die ätzenden Alterszipperlein und Begleiterscheinungen, beleuchtet vergangene Beziehungen und Entscheidungen. Ein Genuss. Über Hanser.
Barbara Bleisch: Mitte des Lebens
Schriftstellerin Barbara Bleisch findet, die Mitte des Lebens sei potenziell die Beste. Ich bin mir unsicher, ob ich das so unterschreiben würde. Wohl eher nicht. Bleisch betrachtet diese Zeit als eine, in der sich vieles gesetzt hat: Man sich selber kennengelernt hat, wer man im Arbeitskontext ist, wie die Familienstruktur gewachsen ist. Der Übermut der Jugend sei vorbei, und das festige uns. Das kann ich so gar nicht nachfühlen, ich empfinde den Verlust des Übermutes als herben Verlusts. Allein, ich hatte gar nicht die Möglichkeit des Ankommens, bin ich seit sieben Jahren mit diesem Burnout beschäftigt. Bleisch philosophiert in der „Mitte des Lebens“ aber auch über ein festgestecktes Leben voller ermüdender Routinen, das bin dann wiederum ich. Der Verlag schreibt zum Buch: Dem Klischee der „Midlife-Crisis“ setzt sie eine Philosophie der Lebensmitte entgegen, die hineinführt in die existenziellen Fragen unserer Jahrzehnte als Erwachsene – und in die beste Zeit unseres Lebens. Auf jeden Fall eine Denkreise wert. Über Hanser.