Rezension: Das große Buch der Selbstreflexion – So lernst du dich selber kennen

Das "Grosse Buch der Selbstreflexion" von "Ein Guter Verlag" liegt auf einem weißen, quadratischen Tisch. Daneben ein Stift und eine Vase mit Hagebutten.

Ich reflektiere mich seit Kindertagen. Das ist nicht normal für ein Kind, ist aber aus meiner Biografie herausgewachsen. Ich war immer anders, als die anderen Kinder und wurde deshalb gerne und oft ausgegrenzt. „Die ist nicht wie wir, die hat keine richtige Familie, die schneiden wir mal besser“ – das gibt schon einer 10-Jährigen viel Stoff zum Nachdenken: Bin ich jetzt verkehrt, oder sind es die chaotischen Umstände um mich herum?

Denn da liegt ein eklatanter Unterschied. Und manchmal muss man nachbohren, um den Unterschied zu verstehen. Damals hat mir schon mein Tagebuch geholfen. Auch meine Teenager-Zeit und meine ersten Jahre im Job boten mir und meinen Freundinnen immer viel Stoff zum Innerlichen nachhaken. Warum verfalle ich eigentlich immer in Muster x? Oder wieso fühle ich mich zurzeit nicht zufrieden, was fehlt?

Das alles ist unter dem Dach der Selbstreflexion beheimatet. Vielen Menschen fällt das Reflektieren sehr schwer, dabei gibt es zahlreiche Studien, die die positive Wirkung auf den/die Reflektierende bestätigt. Für mich war das immer eine positive Erfahrung, die mich wachsen ließ. Dabei war das nicht immer angenehm, Hand aufs Herz. Und trotzdem bin ich Reflexions-Ultra.

Wenn also der meines Erachtens beste Achtsamkeits-Verlag – „Ein guter Verlag“ – sich mit dem Thema auseinandersetzt, dann kann da nur wirklich hilfreiches bei rauskommen. Weg von Kalendersprüchen, toxischen Instagram-Guru-Messages und hin zu evidenzbasierten Mechanismen aus Wissenschaft und Psychologie. Jan Lenarz hat sich ein weiteres Mal zusammen mit eine/r schlauen Co-Autor*in, dieses Mal ist es die bekannte Therapeutin Lena Kuhlmann, aufgemacht, ein wertvolles Buch aufzulegen, das Menschen durch schwierige Phasen hilft, sie zur persönlichen Weiterentwicklung ermutigt und darüber hinaus möglichst nachhaltig produziert wurde. Ich durfte mich intensiv mit dem Buch auseinandersetzen. Und trotzdem ich so geübt darin bin, habe auch ich wieder Dinge über mich gelernt.

Los geht’s mit der Rezension der großen Selbstreflexion

Das "Grosse Buch der Selbstreflexion" liegt aufgeschlagen auf einem Tisch, daneben eine große Palette von Buntstiften

Bei der Reflexion ist das wie beim Sport: Die Leistung und die Motivation dahinter ist immer Tagesformabhängig

Bei der Reflexion ist das wie beim Sport: Die Leistung und die Motivation dahinter ist immer Tagesformabhängig. Im Juli hatte ich einen kleinen Vorabdruck in den Händen und habe die schöne Aufgabe des „Lebensnetzes“ erledigt. Da malst du in bunten Farben ein, wie (un-)zufrieden du in bestimmten Lebensbereichen bist. Das geht von Spiritualität über Finanzen; zu Partnerschaft oder der Freizeitgestaltung. Und siehe da, als ich das Buch dann jetzt in den Händen hielt und diese Übung nochmal gemacht habe, kamen ganz andere Ergebnisse heraus. Will sagen: Einige Übungen sollte man regelmäßig machen, denn je nach Grundstimmung reflektiert es sich mal positiver, mal negativer. Mal ist das Glas halbvoll, mal halbleer.

Dankbar bin ich daher an dieser Stelle, dass man einige Übungen, wie diese hier, auch immer wieder machen kann, da man sich online die Vorlage herunterladen und ausdrucken kann.

Das Lebensnetzwerk ist Teil des ersten großen Kapitels „Stand der Dinge“. Hier werden erstmal die Basics abgefragt. Von der biografischen Einordnung, zum eigenen Wertesystem, wie die eigenen Bedürfnisse gewichtet sind und ob diese gerade befriedigt werden. Für viele ist das schon eine Herausforderung. Wer sich noch nie mit sich auseinandergesetzt hat, erfährt hier spannende Dinge. Was sind eigentlich meine ganz eigenen, individuellen Bedürfnisse und wie bekomme ich die befriedigt? Oft spielen dabei gar keinen externen Faktoren eine Rolle, man selbst ist seines Glückes Schmied (je nach seinen eigenen Möglichkeiten, selbstredend).

Selbstverständlich nimmt auch der Klassiker der Achtsamkeitspraxis seinen Raum ein: Dankbarkeit geht schließlich immer und ist trotzdem für so viele Menschen schwer. Hier dürfen sie es üben.

Beziehungen richtig reflektieren lernen

Im zweiten Kapitel geht es um die Nähe. Wie lassen wir Nähe zu und wie suchen wir sie? Wissen wir, wie wir in Beziehungen und wie wir auf die Reaktion anderer reagieren? Man lernt tatsächlich viel über sich selber, wenn man seine eigenen Reaktionen beobachtet und einordnet. Und hier geht es nicht nur um Liebe. Auch im beruflichen Kontext führen wir Beziehungen und im Freund*innenkreis ja sowieso. Das Buch lädt zum Beobachten und Analysieren ein.

Lieblingskapitel: Die eigene (mentale) Gesundheit reflektieren

Meine Gesundheit ist mein zentraler Fokus. Klar, bin ich mit der Chronischen Erschöpfung ja prädestiniert zu. Und der Weg in mein Dilemma will angesehen und Lösungswege dafür gefunden werden. Und die psychische Gesundheit wird immer wichtiger, die psychischen Erkrankungen steigen dramatisch an. Viel Platz bekommt im Buch das Thema Emotionen. Wer seine Gefühle benennen und einordnen kann, kann oft besser damit umgehen (lernen). Auch die Selbsteinschätzungen der mentalen Gesundheit und der Selbstfürsorge (die viel mit Selbstverantwortung zu tun hat!) spielen eine wesentliche Rolle beim gesund bleiben.

Erfolg – Das wohl meistgelesene Kapitel

Zumindest denke ich das. Ich glaube, viele Menschen nähern sich ihrem Ich erstmal über ihr Arbeits-Ich an. Das ist nicht so deep. Denken sie zumindest, letztlich – und das lehrt auch das Buch – hängt alles mit allem zusammen und Muster X trifft dich im Job genauso wie im Beziehungs-Leben. Mein Kapitel ist es natürlich derzeit nicht, immer höher, weiter, besser – Das hat mir mein Burnout gnadenlos zerschossen. Damit der/die Leser*in da gar nicht erst hereinkommt, lädt dieser Teil ein, sich in Sachen Können und Kritik mal ausführlich auseinanderzusetzen. Und was ich besonders gut finde, es gibt eine Burnout-Reflexion.

Sinnfindung – Philosophie ist auch dabei!

Der eine mag es, die andere vermeidet es. Sich mit dem Sinn des Lebens, des eigenen oder des gesamten Universums, auseinanderzusetzen kann herausfordernd sein. Mir wird im Laufe der Jahre das Sinnstiftende immer wichtiger. Und da ich durch meine Erkrankung nicht Klimakleberin werden kann, habe ich mir andere Wege gesucht, meine innere Aktivistin zu entfachen. Und auch das wird im Buch abgefragt. Wofür brennst du eigentlich, was erfüllt dich im Leben? Wo gibt es blinde Flecken?

Das "Grosse Buch der Selbstrefelxion" liegt auf dem "Ein gutes Ausmalbuch" auf einem Holztisch, daneben steht eine Tasse Kaffee

Me-time Buddys

Mein Fazit zum „Das große Buch der Selbstreflexion“:

Dieses Buch lädt ein, sich auf unaufgeregte Weise mit dem eigenen Leben, dem IST-Zustand und vielleicht auch dem SOLLDEMNÄCHSTSOSEIN-Zustand zu beschäftigen. Und ich sehe viele Themen, die auch in der Therapie oder auf Reha Anwendung fanden. Gewohnt klare Gliederungen, einfache Fragen, auch bei komplexen Themen und die dem Verlag so typisch-schöne Gestaltung werten das Buch noch mehr auf.

Tipp: Fall beim Losreflektieren nicht gleich ins Kaninchen-Loch: Du sollst dieses Buch nicht immerzu und dauerhaft nutzen. Richte dir lieber bestimmte Zeiten ein, in denen du dich reflektieren möchtest. Das kann sonntagnachmittags sein, oder zum Vollmond, jeden Abend für zehn Minuten usw. Es geht hier nicht um die ewige, narzisstische Nabelschau, sondern darum, dich kennenzulernen, anzunehmen oder auch entwickeln zu können. Der große Vorteil sind die oft zum Download bereitstehenden Materialien, mit denen du dich regelmäßig hinsetzen kannst. Aber auch, sich vielleicht ein Jahr später mit den niedergeschriebenen Werten und Emotionen auseinanderzusetzen. Frage dich dann: Passt das noch zu mir, sehe ich das heute noch genauso?


Alle Produkte von "Ein Guter Verlag" stehen und liegen aufgereiht nebeneinander, daneben eine Vase und eine Tasse mit Kaffee

Zu Guter Letzt – Die Familie wächst

Die Publikationen von “Ein Guter Verlag” ist mittlerweile zur stattlichen Familie herangewachsen. Angefangen hat alles mit dem jetzt zum ikonischen Kalender gewachsenen „Ein guter Plan“. Nach der rasend guten Erfolgswelle setzten die Verlagsmacher*innen auf weiteres. Bei mir zu Hause liegt bspw. „Ein gutes Ausmalbuch“. Und dann gibt es noch: „Ein gutes Puzzle, Eine gute Frage, Ein gutes Projekt“ – ach, schaut selber bitte hier nach. Aber – und darauf freue ich mich: Es gibt weiteren Zuwachs. Eine gute Nacht ist das neue Buch, das uns helfen soll, endlich wieder gut zu schlafen. Schlafqualität rückt immer weiter in den Fokus und das ist so wichtig. Eine schlechte Nacht macht bei mir gleich viele schlechte Stunden. Eine gute Nacht ist ein ganzheitliches Schlaftagebuch, mit einem 14-wöchigen-Schlafprogramm zur Etablierung einer gesunden Schlafroutine. In diesem Sinne: Happy Reflection and have a good night!

Das Buch "Eine Gute Nacht" ist aufgeschlagen

Eine gute Nacht

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