Im Test: Schlafen mit der Therapiedecke von Gravity
In der urbanen Medienbubble, zu der ich gehöre, gehören Schlafstörungen quasi zum guten Ton. Wer lange arbeitet, braucht zu Hause noch Zeit, um die diversen Social-Media-Feeds durchzuarbeiten, dafür noch selber Content zu produzieren und anschließend die neuste Netflix-Doku zu Bingen. Woher die kostbare Zeit nehmen, wenn nicht durch Schlafverzicht?
Als ich Agenturkollegen erzählte, dass ich regelmäßig gegen acht abends ins Bett verschwinde, noch ein bisschen lese und dann früh einschlafe, wurde ich ausgelacht. Hahaha, wie lustig und wie albern, hahaha, wie so ein Kind. Wie, ich brauche acht Stunden Schlaf, schwach von mir!
Dabei ist das nicht albern, es ist essenziell, um gesund zu bleiben. Ich steckte damals bereits knietief in meinem Burnout und alles in mir hat nach Ruhe und Tiefschlaf geschrien, aber zur Ruhe und zu gesundem Schlaf habe ich zu dem Zeitpunkt schon lange nicht mehr gefunden. Zwar habe ich vieles aus dem Schlafhygiene-Knigge befolgt – also früh zu Bett gehen, keine elektronischen Geräte im Schlafzimmer nutzen, kein Koffein nach vier Uhr nachmittags – doch war mein Geist so aufgewühlt und schon so durchgeknallt, dass ich nicht zur Ruhe finden konnte. Von meinen individuell benötigten mindestens acht Stunden Schlaf war ich weit entfernt. Eigentlich habe ich seit Jahren vor allem: wach gelegen.
Das war ein großes Problem, und dieses große Problem betrifft nicht nur mich, sondern mehr als jede fünfte Person davon in Deutschland, jede zehnte sogar schwer.
Neben der Müdigkeit und der verminderten Leistungsfähigkeit kann sich eine schlechte Schlafqualität in allen Lebenslagen bemerkbar machen. Von einer Schwächung des Immunsystems, zu einer vertieften psychischen Erkrankung, hin zu psychosomatischen Beschwerden. Die Leute verlernen das ruhige Schlafen und eine Folge davon sind höhere Krankheitstage bei Arbeitnehmer*innen. Haha, gar nicht mal so lustig, liebe Ex-Kollegen, oder?
Mein Bett, meine Höhle
Und das verrückte, ich liebe mein Bett und ich liebe Schlafen eigentlich sehr. Das Bett steht und stand für mich immer für Höhle, sich verkriechen können, und auch schon immer für stundenlanges Lesen und für Rückzug von der Welt. Nicht immer war meine Kindheit super-schön, sodass sich schon vor meinem sechsten Geburtstag ein Schlaf-Ritual etabliert habe. Ich kann, auch heute noch, nur schlafen, wenn ich meine Decke komplett über Kopf und Körper wickeln kann, einschlafen. Ich muss komplett verschwinden können. Und hier kommt die Gravity-Therapiedecke ins Spiel.
Als Schlafgestörte recherchiere ich natürlich immer wieder über Neuigkeiten auf dem Einschlaf-Markt und das Konzept Therapiedecke fand ich faszinierend. Eine Decke, die so gefertigt ist, dass sie – orientiert am eigenen Körpergewicht – so schwer ist, dass man sich darunter weniger bewegt und ruhiger liegt. Durch den Gewichtsdruck sollen Hormone ausgeschüttet werden: Unser Glückshormon Seratonin und das für gesunden Schlaf so wichtige Melantonin. Der Körper entspannt sich und soll so leichter in den Schlaf und den Tiefschlaf finden. Eine große Decke, die mir erlaubt, darunter zu verschwinden und die sich wie ein schützender Kokon um einen legt, das klingt nach meinem ausgeprägten Bedürfnis nach Höhle!
Zumal wir einen Rückenkranke Hund haben – ihm zuliebe haben wir unser Bett abmontiert, damit er nicht hinauf- und hinabspringt und schlafen nun zwar auf hochwertigen Lattenrosten von Allnatura, aber eben deutlich nah am Boden, was meine Schlafqualität noch mal ordentlich in Mitleidenschaft gezogen hatte.
Der Test – Schlafen oder nicht gut Schlafen?
Ich bin also eine rundum geeignete Kandidatin für den Test einer Therapiedecke. Ich schlafe meist schlecht, ich leide an chronischer Erschöpfung und Burnout und gleichzeitig liebe ich mein Bett und das Schlafen an sich sehr. Ich frage also eine Testdecke an und bekomme für das Probeschlafen die Gravity Gewichtsdecke für Erwachsene in der Größe 135 x 200 cm mit dem Gewicht von 6 Kilo.
Zunächst eine kleine Enttäuschung: in meiner kindlichen Vorstellung bin ich davon ausgegangen, dass die Füllung der Decke, die Glasperlen, wie kleine Murmeln wären, mit denen man spielen kann. Totaler Blödsinn, natürlich. Die Glasperlen sind winzig klein, ungefähr die Größe eines Sandkorns, um sich in den jeweils genähten Quadraten der Decke optimal bei jeder Bewegung bewegen und so den Druck gleichmäßig ausüben zu können. Die Decke ist tatsächlich auch schwerer als gedacht. Zwar war ich mir über die Kiloangabe bewusst, sie aber dann in den Armen zu halten und hoch zu heben, ist überraschend schwer! Der mitgelieferte Bezug aus kuschligem Samt-Velour musste leider direkt abgezogen werden, meine Haut hat eine Null-Toleranz-Linie gegenüber Kunstfasern, doch ein normales Bettzeug über die Decke gezogen hat auch funktioniert. Es gibt beim Hersteller aber einige extra für die schweren Decken angefertigte Bezüge zur Auswahl, für den Test hat es aber auch so prime geklappt.
Und dann schliefen wir drauf los. Wir, das ist unser kleiner Bulli und ich. Dies ist keine generelle Empfehlung, euren Hund mit unter der Decke schlafen zu lassen, dass solltet ihr individuell abwägen. Mein Hund liebt es, doch nicht jeder Hund ist gleich. Lasst euch vielleicht von Tierärzt*innenn beraten, ob das geeignet ist für euer Tier. Mein Doggy findet die Decke jedenfalls gut, auch er ein kleines Höhlentier und wir zwei unter der Decke ist maximale Höhle. Ich gebe zu, die ersten Nächte waren noch gewöhnungsbedürftig, dieses Gefühl von etwas mit sich umwuchten zu müssen, wenn man sich umdreht, zumal mit ich die leichten, puffigen Daunendecken gewöhnt, die wie eine Wolke auf einem zart aufliegen. Das Gefühl ist definitiv anders. Die Decke ist: schwer.
Komisch, ich merke gar nichts – oder doch?
Die ersten Wochen mit der Therapiedecke habe ich tatsächlich keinen Unterschied bemerkt, in Sachen Schlafqualität. Allerdings: Die Nachrichten rund um den Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Inflation, Clickbait-Artikel über Blackouts und die anstehenden Midterms in den USA waren für mich auch echte Aufreger und ließen mich schlicht nicht gut schlafen, für so einen Test sind die letzten drei Jahre erschwerte Bedingungen.
In unserem einwöchigen Dänemark-Urlaub, in dem ich viel an der frischen Luft war & mir Nachrichten verboten habe, spürte ich aber einen ersten Unterschied. Ich habe das Höhlengefühl entwickelt, ich kann mich in diese Decke so richtig tief eingraben, und wenn ich sie mir über den Kopf ziehe und sie einfach links und rechts eng an den Körper zuppele, dann ist das richtig angenehm. So richtig angenehm! Ein Schutzwall, eine Höhle, so richtig safe-space-mäßig. Und das bleibt auch einfach so, denn sie rutscht nicht hin&her, wie andere, normale Decken. Die Glasperlen merkt man dabei natürlich nicht, die rollen einfach so hin und her, wie es benötigt wird, um den Druck die ganze Nacht gleichmäßig zu verteilen. Viva la Physik!
Ich habe die Decke insgesamt acht Wochen getestet und konnte beobachten, dass meine Schlafphasen länger und regelmäßiger werden. Ich schrecke nicht mehr so oft hoch und ich habe das Gefühl, ich schlafe nachts schneller wieder ein. Es hat bei mir also ein bisschen gedauert mit der Wirkung aber jetzt genieße ich das ins-Bett-gehen noch mehr.
Die Therapiedecke hat mich richtig motiviert, wieder eine ausgedehnte Schlafroutine zu etablieren. Eine kurze Sequenz Abend-Yoga, ein paar Spritzer Kissenspray von Primavera, ein paar Zeilen ins Tagebuch schreiben – und dann wohlig ins Kissen sinken und meine üblichen zwei Stunden lesen. Ja, zwei Stunden, jeden Abend. Auch das ein Ritual seit meiner Kindheit. Mit der schweren Decke auf den Knien und dem Buch in der Hand genieße ich gerade so richtig die Zeit im Bett. Übrigens, wir heizen immer noch nicht, haben oft sogar nachts noch das Fenster auf und dennoch ist mir warm unter der Decke. Dadurch, dass sie so perfekt anliegt, herrscht die ganze Zeit eine mir angenehme Temperatur. Decke, als auch die Bezüge sind waschbar, wobei man die Decke besser zum Profi bringt, die Schwere der Decke kann die Waschtrommel im buchstäblichen Sinne des Wortes zum Schleudern bringen.
Auch wichtig: Wie nachhaltig ist die Gravity Therapiedecke?
Als Nachhaltigkeitsbloggerin ist mir der Impact eines Produktes auf die Umwelt und Menschen wichtig. Hier hat die Gravity Decke den klaren Vorteil, dass keine tierischen Inhaltsstoffe verarbeitet wurden, wie sonst beispielsweise Daunen und Federn. Das Unternehmen produziert in Europa, was weniger Emissionsausstoß durch lange Lieferwege bedeutet, unter fairen Arbeitsbedingungen und Menschen mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen werden ebenfalls in den Arbeitsprozess mit einbezogen.
Der Strom der Produktionshalle wird aus Solarenergie bezogen und die Materialien der Therapiedecken stammen ebenfalls aus Europa. Die ökologisch angebaute Baumwolle kommt aus Spanien, die Glasperlen werden in Tschechien hergestellt. Meine Bitte: Sollte es jetzt schon oder zu einem späteren Zeitpunkt billigere Kopien der Decken beim Discounter geben – ich plädiere zum Original zu greifen, da diese hier genannten Punkte einfach wichtig sind.
Zum Schluss gibt es noch den Hinweis auf Studien, die die therapeutische Wirkung der Decke belegen wollen:
Positive Effects of a Weighted
Blanket on Insomnia von Ackerley R, Badre G und Olausson H.Evaluating the Safety and Effectiveness of the
Weighted Blanket With Adults During an Inpatient
Mental Health Hospitalization von Tina Champagne, Brian Mullen, Debra Dickson & Sundar Krishnamurty
Mein kurzes Fazit zur Gravity Therapiedecke
Ich liebe die Decke und werde sie auch meiner Teenager-Tochter kaufen, damit sie nach dem allabendlichen heavy-use sämtlicher Social-Media-Apps besser schlafen kann.
Ich würde sie auch vor allem Menschen, die in Schichtarbeit arbeiten müssen, empfehlen.
Nicht empfehlen würde ich sie Menschen, die wie mein Mann schon klaustrophobische Zustände bekommen, wenn sie in einem Schlafsack liegen.
Wer Lust hat, die Decke zu testen, kann das ganz einfach tun, denn die Gravity Therapiedecken kann man 100 (!) Tage Probe schlafen.
Unter Therapiewelt.de gibt es sogar noch weitere Produkte mit dem Therapie-Konzept Gewicht – beispielsweise einen Gewichtskragen zur Vermeidung von Schulterverspannungen.