YEAH, Wahl! Mein subjektiver Vergleich der Klimaschutz-Wahlprogramme von CDU, FDP, SPD, AFD, den Linken und den GRÜNEN

Ein Neonschriftzug von "Let's vote" auf schwarzem Hintergrund

Credit: Manny Becerra I Unsplash


Ach, Politik, ich lieb dich ja doch sehr. Nein, Ahnung habe ich von dir leider nicht wirklich. Nur so Stammtisch-Politikdebatte – was man halt so mitnimmt aus SPIEGEL, ZEIT, YouTube und ein paar Polit-Biografien: Eine subjektive Meinung und ein noch subjektiveres Weltbild. Hat wohl irgendwie auch jede/r und wählen hat ja vor allem auch viel mit den eigenen Emotionen, Erwartungen und Wünschen zu tun.

Ich bin tatsächlich schon wieder im Wahlfieber und suchte Wahl-Sendungen – vom Triell zur heute show, Rezos Zerstörungen, den Wahlarenen und noch die drögsten Talkrunden –, ich schalte überall ein. Der Wahltag wird dann richtiggehend zelebriert: der Gang zum Wahllokal vormittags bis zum nervenzerfetzenden Warten auf 18h, wenn endlich die ersten Hochrechnungen reinflattern. Pre-Crorona habe ich richtige Wahlpartys geschmissen, in drei Wochen sitze ich wohl artig mit Mann, lokalem Bier und Bio-Chips auf dem Sofa. Living the LOHA life!

Ich bin Politikinfiziert

Nun bin ich persönlich ja schon qua Geburt politikinfiziert, dank einer kunterbunten, politikversessenen Familie. Weil es aber sicher noch Wahl-unsichere Leser*innen gibt, habe ich mal ein paar Infografiken zu den wichtigsten Klimaschutz-Punkten im jeweiligen Wahlprogramm von CDU/CSU, SPD, FDP, AFD, den LINKEN und selbstredend den GRÜNEN angefertigt. Und mich dazu gleich nackig gemacht und meinen persönlichen Bezug zur Partei mit aufgeschrieben. Die Punkte entstammen den Wahlprogrammen, meine Fazits sind völlig auf meinem Mist gewachsen und wie oben geschrieben – ich habe keine Ahnung, nur eine Meinung. Los geht’s!

Yeah, hier sind die Klimaschutz-Wahlprogramme im Vergleich!

Traditionell beginne ich mit der SPD, denn die hat meine Kindheit am meisten geprägt. Meine eine Oma arbeitete im Büro einer Gewerkschaft und nahm mich mit auf Gewerkschafts- sowie auf Frauenrechte-Demos, wo das damalige SPD-Logo „Weiße-Faust-hält-rote-Nelke“ omnipräsent war, die andere Oma ist bis heute tief in der Hannoverschen Kommunalpolitik verwurzelt und hat bis zuletzt noch in der Senioren-SPD rumgewerkelt – bis sie mit über 80 langsam mal loslassen konnte.

Fun Fact: 1986, im zarten Alter von neun Jahren, schockverknallte ich mich auf einer der unzähligen SPD-Wahlkampf-Veranstaltungen in Gerhard Schröder, der höchst adrett vom Flyer lächelte. Klar, dass ich dann auch bei der SPD nahen Jugendorganisation, den Falken, war und später bei den Jusos, wo ich Kommunalpolitik-Erfahrungen sammelte. Hatte leider wenig von House Of Cards, kann man aber trotzdem mal machen.

Hier also die SPD und ihre Klimaschutz-Punkte:

Eine Infografik der Klimapunkte des Wahlprogrammes der SPD
 

Die GRÜNEN sind meine einzige Alternative für Deutschland

Mit meiner leiblichen Mutter habe ich in einer WG mit der späteren Hannoverschen Grünen-Abgeordneten Silke Stoker gewohnt. Dass die Grünen politisch bei uns zuhause später keine Rolle spielte, wundert mich eigentlich. Vielleicht erklärt es sich aber mit der bereits erwähnten SPD-Übermacht in der Familie, die noch weiter geht: der Vater war vom Elternhaus her durch und durch SPD geprägt und meine „zweite“ Mutter ist ein Gysi-Fan und bis heute Sympathisantin der Linken. Allerdings war ich schon mit 12 im Umweltschutz aktiv und engagierte mich für mehr Nachhaltigkeit. Dennoch bin ich erst vor gut 16 Jahren das erste Mal Parteimitglied bei den Grünen geworden – aufgrund einer herben Enttäuschung seitens der SPD, die ich mit Austritt bestrafte, und aus meiner tief idealistischen Überzeugungen heraus: Mother Earth First. Oder “Make Mother Earth Great Again” also #MMEGA.

Hätte, hätte, Fahrradkette: Ob Habeck die Grünen jetzt auf mehr Prozentpunkte gebracht hätte, ist völlig lax. Annalena (oder ihr Team) hat ein paar Fehltritte hingelegt, die genüsslich ausgeschlachtet wurden. Noch genüsslicher, als Scholz Cum-Ex Beteiligung oder Laschets völlig verfehlte Klimapolitik in NRW. Komisch eigentlich. Ein Schelm, wer dabei böses denkt.

Die GRÜNE Klimapolitik in Kürze:

Eine Infografik der Klimapunkte des Wahlprogrammes der GRÜNEN
 

CDU? Saumagen und Verklemmt

Bei so einer Familie kann man sich denken: Die CDU war nie eine ernstzunehmende Alternative, die „Polizeistaat“-CSU schon mal gar nicht. Kanzler Kohl kannte ich erstmal aus den Karikaturen der Zeitschrift Titanic und überhaupt kam ich aus einem pazifistischen Haushalt, der nicht an den Volkszählungen teilnahm und auch noch „Atomkraft, Nein danke“-Sticker am Auto kleben hatte. Die CDU war mir also nie geheuer und hat auch durch die Alte-weiße-Männer-Politik keine Sympathiepunkte sammeln können. Ich sag nur: Roland Koch. Oder Edmund Stoiber. Aber eine wirklich tolle Ausnahme hatten die ja auch: Heiner Geißler. Die CDU hat natürlich auch die Thematik Klimaschutz im Programm – auch wenn Armin Laschet sich bei Anne Will echauffierte, warum denn seit zwei Jahren plötzlich (!) Klimaschutz so populär wäre, das müsse wohl an dieser Greta liegen. Ja, Armin, das mag wohl sein.

Hier der CDU-Überblick:

Eine Infografik der Klimapunkte des Wahlprogrammes der CDU
 

Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht: Die FDP

Wirtschaftsliberalismus, Selbstregulierung des Markts und Survival Of The Fittest? Das sind nicht meine Themen. Persönlich habe ich mit der FDP also wirklich gar keine Berührungspunkte, muss jedoch sagen, sie ist mir ein ganz kleines bisschen sympathisch, weil sie schon seit Jahren verstanden haben, dass die nächste Disruption – neben dem Klima – die Digitalisierung ist und wir hier in Deutschland den „Early Adopter“-Zug schon sowas von verpasst haben. In Sachen Klimafrage gehen unsere Positionen aber weit auseinander, wie mein Klima-Wahlcheck zeigt.

Die Klima-Programm-Punkte der FDP:

Eine Infografik der Klimapunkte des Wahlprogrammes der FDP
 

Das Herz schlägt links

Auch ich hatte früher eine Phase, in der ich mich mit den Themen Marxismus, Kapitalismus, Kommunismus und Imperialismus auseinandergesetzt habe. Ich mag die progressiven Ideen der Linken, bin ein kleines Gysi-Fangirl und vom leider ausgeschiedenen Fabio De Masi. Außerdem finde ich Idealismus und Aktivismus allgemein wirklich toll und sogar unabdingbar für echte Veränderungen. Aber – na ja – es muss halt auch realistisch umsetzbar bleiben. Da fehlen nicht nur mir zu oft die Fakten und Zahlen hinter den gutgemeinten Ideen. Und auch außenpolitisch komme ich mit der Linken nicht überein, fände eine Regierungsbeteiligung der Linken aber auf jeden Fall mal spannend.

Was sagen die LINKEN zur Klimapolitik?

Eine Infografik der Klimapunkte des Wahlprogrammes der LINKEN
 

FCK AFD

Klimawandel: „Guten Tag, ich bin der Klimawandel“ – Beatrix von Storch: „Ach, wie nett, dass Sie da sind! Kurze Frage: In den Magreb-Staaten waren Sie aber nicht zufällig vorher? Die mögen wir hier nämlich nicht so gerne.“

So ähnlich stelle ich mir das vor, wenn ich die Aussage der AfD lese, sie wolle dem Klimawandel „positiv begegnen“. Stark! Die AFD enttäuscht nicht und liefert wieder Wissenschafts-Feindlichkeit und die steile These, der Klimawandel sei ein Märchen, CO₂ sei sowieso sehr gesund und überhaupt könnten wir Menschen uns doch an die natürlichen Schwankungen anpassen, so wie die Pflanzen- und Tierwelt. Aber warte mal, da war doch was, ach ja, die sterben ja gerade massiv aus.

Sei es drum, deshalb hier nun die Programmpunkte der AFD:

junieundich.de_Wahlprogramm_Vergleich_Klima_AFD_0709.png

Übrigens: Just erschien eine Studie zu den globalen Folgekosten der Klimaschädigung. Bis zu 3000 € würde die Weltgemeinschaft für einen (!) Langstreckenflug zahlen müssen, um die entstandenen Schäden wieder zu kompensieren. Das weltweite Bruttoinlandsprodukt gehe um 37 % zurück, klimabedingt schreibt der SPIEGEL. Um es mit Rezo zu zitieren: Ja lol, ey!
Vielleicht ein klitzekleiner Hinweis darauf, dass Wirtschaft und Klima zusammengehen müssen. Auch wenn die BILD noch so dagegen hetzt und propagiert, wie teuer die Transformation Deutschlands werden würde. Die Transformation NICHT durchzuziehen, wäre ein Vielfaches teurer.

Und dann noch ein letzter Punkt: (Wirtschafts-)Parteien, ihr lasst euch doch von Spitzenberater*innen beraten. Warum setzt ihr eigentlich auf Verbote-Diskussionen, statt es wie Tina Müller zu machen: Ihr geniales Umparken im Kopf hat Opel maximal geholfen, einen 180°-Imagewandel hinzulegen, das gelänge euch doch auch. Aus Verbot wird dann der Gewinn, und aus Weiter so dann eben Innovationstreiber Deutschland, wenn ihr es nur strategisch kommuniziert. Merkt ihr selber, ne?

Zurück
Zurück

Meine Favoriten im September – chillen mit der flow, Kismet Yogastyle und Ruth tut gut

Weiter
Weiter

Psychologie und Klimawandel – Katharina van Bronswijk (Psychologist For Future) im Interview