Klare Kante Hamburg: Noch mehr Stimmen zum Krieg gegen die Ukraine
Während sich die Situation in der Ukraine, in Russland und damit verbunden auch weltweit verschärft, bleiben wir hier in Hamburg oft sprachlos zurück. Noch mehr Hamburger*innen haben mir ihre Stimmen in Form von Gedanken&Gefühle dazu in der zweiten Runde „Klare Kante Hamburg“ mitgeteilt. Los gehts:
Moaeed Shekhane, Gründer des Darb Attabana Jugendclubs und Mitarbeiter auf Kampnagel
„Ich möchte meine Solidarität nicht nur mit den Menschen in der Ukraine zum Ausdruck bringen, sondern mit allen Menschen auf der Welt, die in der Gegenwart wie auch in der Vergangenheit Kriege erleben müssen und mussten und die brutale Folgen der Entscheidungen von Despoten und ihren Komplizen in ihrem täglichen Leben ertragen müssen. Krieg ist ein unerträglicher Zustand, den ich nicht länger hinnehmen will, weil er uns in unserem persönlichen wie auch kollektiven Wachstum einschränkt.“
Julia & Ben, Sandhi Yoga
„That's why we give a fuck: Wir sind der Meinung, dass Yoga (auch) politisch ist. Deswegen engagieren wir uns sowohl privat, als auch als Yogastudio u.a. für den Klimaschutz, gegen Rassismus und für Frieden (zurzeit für den Frieden in der Ukraine). Diese Haltung ist in der Yoga-Welt und als Studio-Inhaber nicht immer bequem. Denn viele Schüler*innen kommen zum Yoga und wünschen sich eine „neutrale Zeit“, in der sie das, was im Außen geschieht, vergessen können. Zudem nehmen viele Yoginis auch grundsätzlich eine neutrale Haltung zu weltpolitischen Ereignissen und gesellschaftspolitischen Fragen ein, die sie gerne von uns gespiegelt hätten. Das ist uns z.B. aufgefallen, als wir uns vor ein paar Jahren sichtbar und sehr deutlich gegen Rassismus positioniert haben. Daraufhin haben einige Yogis unser Studio verlassen, mit der Begründung unsere Haltung sei ihnen zu negativ und zu radikal. Diese Einstellung negiert aber die externen Faktoren, die verantwortlich für das Leid von vielen Menschen sind und für die sie keine Verantwortung tragen. In dem nur das Positive in den Blick genommen wird, verdrängen wir das Leid, den Schmerz und die himmelschreienden Ungerechtigkeiten in der Welt. That's why we give a fuck. Unser Ansatz ist es, die Selbsterkenntnis, die Klarheit und innere Stärke, die durch eine regelmäßige Yogapraxis entstehen kann, als Basis zu nehmen, um zu versuchen auch im Außen aktiv die Bedingungen für alle zum Besseren zu verändern.“
Iris, Kommunikationsmensch
„Die immer neuen Schreckensnachrichten zu Putins Angriffskrieg auf die Ukraine machen mich wütend, ja teilweise auch ohnmächtig. Aber ich glaube, es ist wichtig, dieser Ohnmacht so gut wie es geht, nicht nachzugeben und sich jetzt solidarisch zu zeigen. Indem wir an Kundgebungen teilnehmen, um so unsere Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen und mit den Menschen, die in Russland gegen den Krieg auf die Straße gehen. Indem wir den Menschen in und aus der Ukraine konkrete Hilfe in Form von Geld-, Sachspenden oder - wenn möglich - Wohnraum anbieten. Wichtig ist: Diese Solidarität sollte allen Geflüchteten gelten, ohne Vorbedingungen und unabhängig von Hautfarbe, Staatsangehörigkeit oder Identität. Es gibt keine guten oder schlechten Geflüchteten.“
Meute, Hamburger Techno-Marching-Band
„Wichtig, dass darüber geredet wird. Hier ist unser musikalisches Statement dazu: Meute auf Instagram”
Julia, Mama
„Ich bin gerade erst Mutter geworden und verfolge die Nachrichten mit Sorge, zwischen Stillen und Windeln wechseln. Ich finde Krieg scheiße, das ist klar. Aber ich muss auch sagen, dass ich allgemein kein großes Vertrauen mehr in viele Regierungsvertreter habe, egal, welcher Partei oder Länder sie angehören. Für mich steht aber fest: Das ukrainische Volk ist nicht verantwortlich für diese Situation, und sie sind jetzt die Leidtragenden. Das macht mich wütend.“
Lars, Geschäftsführer TTB Steuerberatungsgesellschaft
Gemeinsam mit 16 anderen Hamburgerinnen und Hamburgern war ich am vergangenen Freitag an der polnisch-ukrainischen Grenze, um dringend benötige Hilfsmittel dort hinzubringen, die wir zuvor mit Unterstützung vieler Helferinnen und Helfer über Geld- und Sachspenden gesammelt hatten. Auf dem Rückweg konnten wir mehr als 30 Flüchtende mit nach Hamburg nehmen – vorwiegend Frauen und Kinder – und ihnen private Unterkünfte und weitere Hilfe organisieren. Ich gebe zu, dass ich lange nicht so emotional berührt war, wie direkt nach dieser fast 36-stündigen Tour. Die Freude über das Geleistete traf ungefiltert auf die Traurigkeit über die Not, die nur 13 Autostunden von Hamburg entfernt existiert und täglich schlimmer zu werden scheint. Natürlich haben wir auch in unseren Städten und Dörfern Leid, das es zu mildern gilt, aber wir haben keinen Krieg. Wir werden daher mit dem rein privat organisierten Projekt „Aid Convoy for Ukraine“ solange weitermachen, bis Menschen – egal welcher Herkunft – wieder in Frieden in der Ukraine leben können, statt aus ihrem Land fliehen zu müssen. Und ich bitte auch jeden Einzelnen, nicht damit aufzuhören, sich in irgendeiner Form für das Ende des Krieges und für Hilfe für die flüchtenden Ukrainierinnen und Ukrainier einzusetzen.