Politische Mode: Fair Fashion mit Statement – Shirts, Caps und Schmuck
Modisch gesehen, kann so ziemlich alles, was wir tragen, eine politische Aussage haben: eine bestimmte Farbe, Tuch, Muster, eine bestimmte Kopfbedeckung und sogar so subtile Accessoires wie Schnürsenkel. Als Außenministerin Annalena Baerbock unlängst bei ihrem Besuch in Syrien weiße Kleidung trug, ließ das zunächst auf eine legere Wahl schließen. Das ZEIT-Magazin nennt es aber gut durchdacht: Es sei die Farbe der Frauenrechtler*innen im Nahen Osten. Barbock flog daraufhin auch aus den syrischen Pressebildern, sie wurde darauf verfremdet.
Mode und Politik – In a nutshell
Seit es Menschen gibt, gibt es auch politische Statements, ausgedrückt durch Kleidung. Sei es, um territoriale Zugehörigkeit auszudrücken, sei es der Stammeszugehörigkeit. So wie gestalterische Kunst ist auch die textile Kunst oft Spiegelbild der aktuellen gesellschaftlichen Lage. Vom Mittelalter zur Französischen Revolution, von der Suffragette zu den Black Panthers. Sie alle lassen uns durch die Wahl ihrer textilen Verhüllung wissen: „Seht her, ich stehe ein für mein Anliegen“.
Vom Punk zum Laufsteg – Westwood und Hamnett
Ich wuchs eher unfreiwillig mit politischer Mode auf. Meine Mutter war eine avantgardistische Punkerin in Hannover der 80er Jahre. Wenn nicht sie eine Lederjacke mit kunstvoll (immer kunstvoll bei ihr, nie nachlässig) „Anarcho-A“ trug, waren es andere um sie herum, die politische Parolen auf die Klamotten oder Taschen schrieben, sprühten, nähten. Das Palästinensertuch war allgegenwärtig. Ebenso die Oi-Punks, mit ihren roten (nie weiß!) Schnürsenkel, den schwarzen Docs. Die Kleidung hatte Aussage, das war mir ganz früh klar, auch wenn ich mich viel mehr für Barbie-Mode begeistern konnte. Allerdings hat meine Barbie auch eine von meiner Mutter selbst geschneiderte Lederjacke getragen. So viel Punk musste sein.
Wer mir etwas später, trotzdem ich noch sehr jung war, auffiel, waren die britischen Mode-Ikonen Katharine Hamnett und das Enfant terrible Vivien Westwood. Hamnett provozierte in der 80er Jahren mit Statement-Shirts, trotzdem sie weiterhin auch hochklassige Mode für Yuppies schneiderte. Aber ihre Statement-Shirts mit „Choose Life“ oder „Acid Rain“-Print zwang die Menschen in die Realität. Es war die Zeit, als HIV losging, als Tschernobyl passierte. Und wo Hedonismus noch allgegenwärtig war. Bis heute zeigt sich Hamnett aktivistisch – zuletzt zeigt sie sich mit einem Statement-Shirt „Disgusted to be British“, in Anspielung auf die britische Rolle im Gazakrieg. Queen!
Sollte das Shirt irgendwann mal wieder auf Lager sein – es steht schon ewig auf meiner Liste. Nicht nur wegen meiner absoluten Hingabe an George Michael.
Die 2010er Jahre – Feminismus und social washing
Zeitsprung: Als in den 2010ern eine globale feministische Welle aufbrandete und viele kleine NGOs Shirts entwarfen, die für „Future Female Force“ und ähnlichem warben, kopierten das die Wegwerf-Moderiesen wie H&M und betrieben damit schamlosen social washing. Eine prekär unterbezahlte Näherin, die in Bangladesch ein Shirt mit Aufdruck „Female Equals Future“ nähen muss, könnte sich dabei dezent gedemütigt gefühlt haben. Absatz fanden solche Teile dennoch. Viele Menschen trugen aber die echten Statement-Shirts, die meist auch einen sozialen Zweck erfüllten und Spenden einsammelten.
Politische Mode wurde richtig groß. Natalie Portman ließ sich die Namen wichtiger Frauen der Filmindustrie auf ihr Oscar-Dior-Kleid sticken, die Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez sorgte mit dem „Tax the rich“-Dress für Aufsehen. Das kann natürlich auch die antifeministische KOnter-Bewegung, Sängerin Joy Villa lässt sich ihre Begeisterung für den Anti-Humanismus-Politiker Donald Trump regelmäßig auf den Grammy-Leib schneidern.
Im politischen Kontext finde ich faire Mode ganz besonders wichtig. Wem nützt mein ethisch korrektes Wunschdenken, wenn Sklav*innen dafür schuften und keine Umweltschutz-Standards eingehalten werden? Also einmal mehr auf junieundich: Fair Fashion. Mit Ansage. Hier kommen meine Vorschläge.
saint sass – Strumpfhose „Future is Female“
Die umfangreichen Statementstrumpfhosen von saint sass haben ziemlich Glück – sie werden am Gardasee produziert. Da würde ich auch gerne produziert werden. Von „Mom I‘m a rich man“ zum ernsteren „Future is Female“ gibt es hier ein paar echte Hingucker-Strumpfhosen. Neben der europäischen Fertigung war es den Macherinnen von saint sass besonders wichtig, langlebige Produkte herzustellen, um hohen Verschleiß und somit erhöhtem Ressourcenverbrauch zu entgehen. Auch Socken gibt es im Angebot, die fair in Portugal produziert werden. Über saint sass.
lala Berlin – Shirt „Girls just wanna have funds“
Das Shirt zur „Women for Women International“-Deutschland Kampagne Faminism: feminism fights famine von lala Berlin. Kern der Kampagne ist die Stärkung von Frauen, mit Zugang zu Bildung, Ausbildungsmöglichkeiten und somit zu einem eigenständigen Leben vermittelt. Nur so kann globaler Hunger nachhaltig und erfolgreich bekämpft werden. Das Shirt mit dem Print „Girls just wanna have funds“ in Anspielung auf die Dringlichkeit, in Frauen zu investieren, wurde von lala Berlin entworfen, um die Kampagne Faminism zu unterstützen. Der Erlös der verkauften lala Berlin Charity Shirts wird zu 100 % an das Institut Women For Women gespendet. Über lala Berlin.
Studio Schön – Shirt “Leave no one behind”
Gerade wieder brandaktuell: Leave no one behind bedeutet nichts weniger, als Menschen, die Zuflucht suchen, aufzunehmen udn gemeinsam zum Wohle aller zu denken. Das Shirt kann als stiller Protest gegen das polemische Abschiebe-Gerede, aus dem unser Wahlkampf 2025 besteht, getragen werden. Es sagt letztlich alles Wichtige aus. Abschieben will ich persönlich ganz andere Menschen, als die, die aus Armut, Elend und Kriegsgebieten Zuflucht suchen, abschieben würde ich gerne … na, lassen wir das. Das Shirt von Studio Schön ist in kleiner Auflage produziert, in Bio-Qualität und mit ungiftigen Farben bedruckt. Über Selekkt.
arrel – Beutel „FCKAFDÉ”
Einfach jede/r hat diese Socken von mir. Mein Bruder, die Schwägerin, meine Tochter, mein Mann und ich natürlich auch. Hier nun aber auch der Beutel von arrel, denn gerade im Winter zeigen sich die Socken so schlecht. Ich versuche wirklich tolerant zu sein, versuche auch Konservative zu akzeptieren. Bei rechts-außen und bei der Nazi-Partei AfD hört meine Toleranz allerdings auf. Obwohl, ich wünschte mir den Beutel auch mit FDP, denn die gehen mir ehrlich gesagt auch arg auf den Sack. Beutel „FCKAFDÉ“ jedenfalls ist aus 100 Prozent Bio-Baumwolle und Fairtrade zertifiziert, was ich besonders schön finde. Über arrel.
Special Edition Studio – Cap “More Inclusion”
Schon die Gründungsstory von Special Edition Studio hat es in sich: Die Tochter von Alex kam mit einem schweren Gendefekt zur Welt, Katha hatte kurz nach ihrem 30. Geburtstag die Diagnose Brustkrebs erhalten. Weshalb die Beiden unbedingt mehr Sichtbarkeit für chronische Erkrankungen und den Bedarf an echter Inklusion schaffen wollten. Das unterstütze ich mit all meinen Krankheiten so sehr! Cap „More Inclusion Less Bullshit“ steht hier nur beispielhaft für eine schöne, coole Range an Statement Shirts, Mützen und mehr. Das Cap ist aus 100 Prozent Bio-Baumwolle, mit Klettverschluss und super mit allen möglichen Teilen, zum Beispiel aus der Strecke hier zu kombinieren. Über Special Edition Studio.
Armedangels – Shirt „TARAA Solidarity“
Vom Klassenprimus Armedangels habe ich schon ein paar lieb gewonnene Statementshirts im Schrank. „Change Politics not climate“ oder „Too hot to ignore“. Die Kölner Brand arbeitet schon lange mit verschiedenen NGOs und Künstler*innen zusammen, wenn es um politische Mode geht. Derzeit läuft die Eike König x Armedangels Kampagne. „Demo Cracy“ steht auf dem Shirt vorne – „Don’t ghost the vote“ winkt dir auf dem Rücken zu. Mega wichtige Message, nicht zu wählen ist keine Alternative. Nie! Ausgesucht habe ich mir aber TARAA SOLIDARITY 02. Das Shirt zeigt die berühmte Rede der US-Frauenrechtlerin Tamika Mallorys, ihre „Speech of a Generation. Der gesamte Gewinn fließt an die Organisation Until Freedom, die gegen systemischen Rassismus kämpfen. Aus 100 Prozent Bio-Baumwolle, fair produziert in Portugal. Über Armedangels.
Article 22 – Kette „Enjoy your existence“
Der Tag sagt alles, das Material noch mehr. Die Brand Article 22 nutzt buchstäblich Kriegsüberbleibsel: Zerschellte Bombenteile oder andere durch Krieg und Zerstörung verursachter Metall-Müll und Materialien, die durch den einstigen Vietnam-Krieg in Laos oder den Angriffskrieg gegen die Ukraine zu finden sind. Emma Watson, ja, die Emma Watson, trägt die Ohrringe „The Dome Earrings“ und sagt über die Initiative:
Its such a lovely idea to turn something so negative in something beautiful – Emma Watson
Diese Schmuckstücke bergen Geschichte, sie bergen aber auch eine dringende Warnung an uns, eine Bitte, Frieden zu wahren und zu schützen. Und sie helfen. Menschen in (ehemaligen) Kriegsgebieten finden gute Arbeit, fair entlohnt, und der Kriegsdreck, der aufgrund von toxischen Allmachtsfantasien in die Welt stürzt, findet eine zweite, positive Verwendung. Über Article 22.
Edition F – Pulli „Feminist“
Klar, Edition F steht auch weiterhin für das „F“ wie Feminismus. Aber auch für das „P“, wie das Politische. Gerade erst in dem lesenswerten (eigentlich ja eh immer lesenswert bei der Edition F) Kommentar „Privates und Politisches trennen? Dieses Privileg habe ich nicht!“. Ich auch nicht und will ich auch gar nicht. Ich bin ja auch in einer maximal politischen Familie aufgewachsen und rede, wie mir der politische Schnabel gewachsen ist. Der Pulli „Feminist“ von der Edition F jedenfalls, hier in Grau, gibt es auch als schönen Hoodie in Lavendel. Dann aber mit dem Print „believe in love“. Pulli Feminist inKombination zur saint sass Strumpfhose? Grandios. Aus Bio-Baumwolle und recyceltem Polyester-Anteil. Über Funke Shop.
Ihr seid jetzt so richtig in politische Laune gekommen? Zur letzten Bundestagswahl habe ich Politiker*innen, Freund*innen und Kulturschaffende um ihre politischen Lieblingssongs gebeten. Und großartige Vorschläge bekommen. Hört doch mal rein!