Rezension: „Hallo Psyche, hier ist dein Darm“ von Lara Opfermann

Das Buch "Hallo Psyche, hier ist dein Darm" liegt auf einer Fläche, daneben Pekannüsse, Kichererbsen und Erdbeeren

Was für ein Glück: in unserem Bauch sitzt ein kleines Gehirn, das viel von uns im Unterbewusstsein steuert. Und dass wir es hegen und pflegen sollten, ist im Bewusstsein vieler endlich angekommen. Lange war es auch der Forschung nicht klar, doch die Darm-Hirn-Achse ist ein Beste-Freunde-Team: Das eine funktioniert nicht gut ohne das andere und beide brauchen unsere Aufmerksamkeit. Im besten Falle prophylaktisch und nicht erst, wenn es zu spät ist.

Wer also hypergestresst ist, der sollte sich informieren. Darüber, was man seinem Magen, seinem Darm und dem Verdauungstrakt Gutes tun kann, um auch im Kopf leistungsfähig und fit zu bleiben. Und um Entzündungen im Körper keinen Vorschub zu leisten. Die oft versteckten, unerkannten Entzündungen können sich rasant ausbreiten und uns dauerhaft krank machen. Wie das geht, sich gut um sich zu kümmern und wie psychische Erkrankungen überhaupt entstehen und was jetzt konkret der Darm damit zu tun hat, das erklärt uns Lara Opfermann. Lara Opfermann ist studierte Ernährungswissenschaftlerin, angehende Psychologin und selbsternannte „Nervennahrungsexpertin“.

Damit ist mitnichten Schokolade gemeint. Wobei ich persönlich eine 90 % Schokolade mit Dattel- oder Kokosblütenzucker immer noch täglich als Nervennahrung genieße. Lara spricht aber von anderer Nervennahrung.

Ein Bild von einer Art Gehirnzelle

Pawel Czerwinski I Unsplash

Vom Nervensystem zum Bauchgefühl

Im Buch geht Lara mit uns erstmal auf die Reise durch unser Nervensystem. Wie funktioniert es, wie schaut der Aufbau aus, wie kommunizieren diese feinen Fasern und Zellen miteinander. Weiter geht es mit der Reise durch unser Organsystem, denn die Psyche spielt mit einigen Organen im Team: Die Schilddrüse, die für die Hormonausschüttung zuständig ist, oder die Niere, deren Nierennebenrinde für die Produktion Cortisol zuständig ist. Wer wie ich zwei Jahre konsequent täglich viel zu viel davon produzierte, erlebt irgendwann eine chronische Schwächung eben dieser. Damals zu viel, heute viel zu wenig. Damals war ich monatelang on fire, heute ist ab 11h vormittags der Tag für mich erledigt. Gähn.

Natürlich, unser Gehirn ist eines der Zentralorgane, mit der die Psyche besonders eng verknüpft im Team agiert. Opfermann erklärt eingehend, aber sehr gut verständlich, wie unser Gehirn hier funktioniert. Und natürlich geht es hier im ersten Teil auch um unseren Bauch. Ich habe genau gelernt, auf meine Gefühle zu achten und sie sind alle im Bauch zu spüren. Wut, Angst, Unruhe, Panik, alles passiert um den Bauchnabel herum. Auch hier erklärt die Autorin die Entstehung von Emotionen, und warum wir eben vom berühmten Bauchgefühl sprechen.

Ursachenforschung statt Symptombekämpfung

Neben dem großen Kapitel zum Thema Stress, also wo findet Stress wie in uns statt und wann wird es wo schädlich, widmet sich die Autorin der Forschung nach Ursachen. Sie gibt uns gute Anleitungen an die Hand. Psychische Erkrankungen haben nicht immer ihren Beginn im Gehirn, sondern manchmal auch im Körper. Daher hilft der Gang zum/r Mediziner*in und im Buch finden sich ein paar Selbsttest zur Ersteinschätzung. Und dann wird es ganz konkret.

Ein Stangensellerie, ein Brokkoli und grüne Bohnen auf schwarzem Untergrund

Kelly Sikkema I Unsplash

Nervennahrung, die ihrem Namen entspricht – Ballaststoffe, Mineralien und Vitamine

Den größten Teil des Buches widmet die Autorin nun der konkreten Ernährung. Sie plädiert für die mindestens 30 Gramm Ballaststoffe, die die durchschnittliche Bevölkerung leider oft nicht mal zur Hälfte täglich schafft. Ich persönliche tracke mit einer App täglich meine Nahrungsmittel und schaffe auch meist nur die 30 Gramm. Und das, obwohl ich schon grundsätzlich auf Vollkorngetreide und viel Gemüse setze. Im Buch wird skizziert, was die kleinen Ballaststoffe eigentlich in der Zusammensetzung genau sind und warum sie so notwendig sind. Notiz an mich: NOCH mehr Ballaststoffe essen. Lara zeigt mir schließlich genau, wie das geht. Weiter geht es mit fermentierten Lebensmitteln für die gute Zufuhr an Probiotika, die guten und die schlechten Kohlenhydrate und Vitamine.

Klar, wer auf dem Gebiet der gesunden Ernährung bereits Expert*in ist, wird hier nicht unbedingt Neues lernen. Doch das sind die meisten Menschen gar nicht, und wenn doch, tut es gut, alles nochmal wieder vor Augen zu führen. Und am Rande: die meisten Menschen wissen leider herzlich wenig über das, was sie täglich in ihren Körper schaufeln.

Lara schaut noch etwas über den Tellerrand: Bewegung, Morgenroutine, guter Schlaf; sie zeichnet alles nochmal nach, was wichtig ist, um gestärkt durch die Tage zu kommen. Dazu gehören auch Kräuter.

Fazit zu „Hallo Psyche, hier ist dein Darm“ von Lara Opfermann

Was mir gut gefiel: die dezidierte Auseinandersetzung mit der Psychologie. Das ist ein komplexes Thema, hier wird es gut und einfach, dennoch tiefgehend dargestellt: Wie kommt es zu psychischen Erkrankungen, welche Rolle spielt dabei bspw. der Job und welche vielleicht aber auch das winzig-kleine Bakterium in deinem Darm, dass vom Arbeitsstress betroffen ist? Warum braucht der Körper bestimmte Nahrungsmittel, um gute Laune zu bekommen? Wieso können Pizza und Chips unserem Darm und somit auch unserer Gefühlslage nachhaltig schaden?

Was mir etwas sauer aufstößt, kleiner Oekotropholog*innen-Witz am Rande, ist der Hinweis auf den angeblichen Nährstoffmangel beim Veganismus. Es gibt 100 und eine Studie, die das Gegenteil sagen. Ich persönlich würde nicht für Geld und gute Worte Fleisch oder Fisch essen, und kenne wiederum Menschen, die eben das tun und trotzdem eklatanten Eisenmangel haben. Aber einigen können wir uns auf jeden Fall darauf, dass die pflanzenbetonte Ernährung die wohl allerbeste ist. Für Psyche, Körper und sogar den Planeten.

Dennoch: Ich kenne viele Leute, die sich so richtig räudig ernähren, keinen Sport treiben, aber super fit sind und gut gelaunt. Es gibt also leider keine Garantie dafür, dass du bei schlechter Ernährung in eine Krankheit abrutschst und andersherum keine Garantie dafür, dass du bei einer fantastischen Ernährung gesund wirst oder bleibst. Aber schaden wird dir eine gute Ernährung und eine liebevolle Pflege des Magen-und-Darm-Trakts ganz sicher nicht. Ich persönlich esse schon sehr, sehr gesund. Zwar immer noch nicht 100 % perfekt, aber schon wirklich sehr überlegt und sehr ausgewogen. Trotzdem geht es mir mit meiner Erkrankung keinen Deut besser. ABER: a) wer weiß, wie schlecht es mir gehen würde, würde ich nicht so gut essen und b) wer weiß, wie gut es mir ginge, hätte ich vor fünfzehn Jahren schon diesen gesunden Lifestyle geführt. You’ll never know. Udn deshalb ist es gut, dieses Buch nochmal gelesen zu haben und mich und die Ernährung immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. 🥦🍎🫐!


Mehr über Lara Opfermann

Auf Laras Websites gibt es demnächst Kurse zum Thema Nervennahrung. Für Beginner*innen, als Masterclass und die Masterclass Live. Und auch diverse Varianten der Ernährungsberatung wird hier angeboten. Wer also noch tiefer in die Thematik einsteigen mag, kann Lara dort unkompliziert buchen.

Über das Buch

Verlag: Gräfe und Unzer Verlag GmbH
256 Seiten
ISBN: 978-3-8338-9180-9

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