Die Angst vor dem Kontrollverlust

Eine Person in kurzem schwatzen Kleid sprint in die Luft, sie ist verzerrt abgebildet
 

Wieso wir Angst vor dem Verlust von Kontrolle haben und wie gut es sich anfühlen kann, diese abzugeben.

Mmmmh, wer kennt das nicht, dieses befriedigende Gefühl alles unter Kontrolle gebracht zu haben. Papierkram erledigt, die Versicherungen sind auf dem neusten Stand, das Konto gut gefüllt und der Sparplan ist durchdacht, der Partner lebt im Einklang mit dir, der Job ist fest im Griff, die Vorsorgetermine beim Arzt immer im Blick. Und wenn das nur eine Illusion ist? Was davon haben wir wirklich unter Kontrolle? Den Partner schon mal auf gar keinen Fall. Egal, wie sehr wir uns bemühen (oder auch nicht), der Partner ist der Faktor unsicher. Noch viel unsicherer ist die eigene Gesundheit. Wer weiß, was sich genau in diesem Moment in unserem Körper abspielt, egal, wie gesund wir leben – ein paar unscheinbare Zellen, die sich fehl entwickeln, eine unbeobachtete Zeckenbisswunde, einen Keim im Restaurant eingefangen. Gruselig, oder? Und gar nicht in unserer kontroll-verliebten Denke verankert.

Aber sicher ….

Wir Menschen sind überwiegend positiv gestimmt, den Tag geschmeidig zu überleben und normal und sicher nachhause zu kommen. Das ist gut. Würden wir uns vor jeder potenziellen Gefahr fürchten, würden wir das Haus gar nicht erst verlassen können. Ist uns wumpe, wir trauen uns dennoch, die Hauptstraße zu überqueren, oder in billige Airline-Flieger zu steigen. In uns, fest verankert, die Überzeugung, dass alles schon irgendwie gut geht. Andererseits versuchen wir unglaublich viel abzusichern. Ich persönlich stehe bspw. total auf Versicherungen und Vorsorge. Ich habe mir just das Vorsorgeheft von Stiftung Warentest geholt, mit Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und weiteren relevanten Themen. Mega, das gibt mir gleich ein sicheres Gefühl.

Warum Loslassen so wichtig ist

Dieses Kontrollding strengt uns aber total an. Wir versuchen, immer das Maximum an Sicherheit zu haben, im Job, in Partnerschaften, wo auch immer. Aber die Kontrolle mal zu verlieren, den Kontrollverlust zuzulassen kann ganz schön gesund sein. Wir haben doch – siehe oben – so gut wie nichts unter Kontrolle. Nenn es Kismet, nenn es Fügung, nenn es Zufall: Die großen Dinge im Leben sind unplanbar. Kinder, Ehe, Bucketlist, Reisen, Karriere - alles nicht verlässlich gegeben. Klar, vage Vorstellungen sollten wir schon haben, was unser Leben angeht und natürlich mag ich auch visualisieren und fest an Dinge glauben, ich spare auch für bestimmte Wünsche, die weit in der Zukunft liegen. Aber im Alltäglichen – let it go. Lass die anstrengende Kundin los. Lass los, du kannst es nicht ändern. Wenn du mit Eifersucht zu kämpfen hast – lass los. Du hast ihn/sie nicht unter Kontrolle. Dich beschäftigt Neid? Loslassen, du kannst es nicht ändern. Du machst Dir viele Gedanken und Sorgen, ob alles gut geht? Lass es zu, du wirst erst dann sehen, ob es klappt, wenn es da ist.

Loslassen hat im Yoga eine große Bedeutung. Wir sind verkrampft und angespannt, wenn wir an etwas sehr festhalten. Das verklebt unsere Muskeln. Loslassen und im Atemrhythmus sein, das befreit. Gelassenheit einatmen, verspannt sein ausatmen. Ich übe mich jetzt schon länger im Loslassen und im Kontrolle abgeben, und das funktioniert ganz gut. Noch versuche ich zu viele Dinge zu kontrollieren, aber im Großen und Ganzen habe ich für mein Naturell schon einen Laissez-fairen Stil gefunden. Das habe ich definitiv Yoga zu verdanken, denn ich stehe sehr auf die relaxte Sache wie Yin Yoga und Hatha. Schön easy, schön auf Loslassen ausgelegt.

Wie ist das bei euch? Wo grenzt ihr euch ein mit Kontrollen und wo ist es ganz easy für euch, mal loszulassen? Erzählt es mir!

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